Der Abbau Tausender Stellen hat bei der Commerzbank noch tiefere Löcher in die Quartalsbilanz gerissen als erwartet. Unterm Strich fiel ein Verlust von 637 Millionen Euro an – nach einem Gewinn von 215 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Im Gesamtjahr rechnet das Institut aber weiter mit einem leicht positiven Ergebnis.
Analysten zeigten sich vom Abschneiden enttäuscht – trotz einer verbesserten Kernkapitalquote. Die Commerzbank-Aktie sank im frühen Handel um zwei Prozent. Sie ist aber weiter einer der bestgelaufenen Werte des Jahres im Leitindex Dax mit einem Plus von deutlich über 50 Prozent.
Die teilverstaatlichte Commerzbank hatte im Herbst angekündigt, bis zum Jahr 2020 insgesamt 9.600 Vollzeitstellen zu streichen, gleichzeitig sollen rund 2300 neue entstehen. Ihr Filialnetz will das Institut nicht ausdünnen – anders als etwa die Deutsche Bank.
Probleme im Tagesgeschäft
Auch im Tagesgeschäft lief es zuletzt schlechter: Der operative Quartalsgewinn sank von 351 Millionen auf 183 Millionen Euro. Analysten hatten hier ebenfalls mehr erwartet. Im Privatkundengeschäft machte sich bemerkbar, dass die Commerzbank viel Geld in die Hand nimmt, um neue Kunden zu gewinnen – alleine 385.000 waren es im ersten Halbjahr. Dabei half auch die Übernahme des Finanzportals Onvista durch die Commerzbank-Onlinetochter Comdirect.
Im Firmenkundengeschäft litten die Frankfurter wie die Konkurrenz unter dem mauen Handel an den Finanzmärkten, wodurch den Banken Gebühren entgehen. Die Erträge – die gesamten Einnahmen – gingen konzernweit von 2,24 Milliarden auf 2,07 Milliarden Euro zurück.
Verlust bereits angekündigt
Die Commerzbank hatte bereits angedeutet, wie das Quartal gelaufen ist, als sie jüngst die Rechnung für den Stellenabbau präsentierte: 807 Millionen Euro stellte das Institut nun im zweiten Quartal für Abfindungen und andere Kosten zurück. „Wir haben die Rückstellungen für den Personalabbau frühzeitig und vollständig gebucht und sind einen weiteren wichtigen Schritt bei der Umsetzung unserer Strategie vorangekommen“, erklärte Bankchef Martin Zielke.
Seit Jahresanfang baute die Commerzbank rund 1500 Jobs beim Stammpersonal ab. Ende Juni waren es noch etwa 41 500 Vollzeitstellen. Bis zum Jahr 2020 plant das Institut mit einem Stammpersonal von rund 36 000 Vollzeitstellen.
Seite zwei: Bessere Kernkapitalquote