Die Flexi-Rente greift – und kaum einer weiß davon

Frühe Renten sind für die Deutschen offenkundig noch immer stark verlockend. Seit Einführung der abschlagsfreien Rente mit 63 im Juli 2014 haben bundesweit über 720.000 Arbeitnehmer einen Antrag für den Erhalt der vollen Altersrente bei frühzeitigem Ausstieg gestellt.

Dachdecker als Standard-Argument

Während die Arbeitgeber die Rente mit 63 mit als Ursache für den wachsenden Fachkräftemangel nennen, weist die SPD diese Kritik mit dem Hinweis zurück, wer viereinhalb Jahrzehnte körperlich gearbeitet habe, sei oftmals vom Gesundheitszustand her gar nicht in der Lage, länger zu arbeiten.

Ein beliebtes Beispiel dafür ist der Dachdecker, wobei verschwiegen wird, dass es für besonders belastete Arbeitnehmer zahlreiche Erleichterungen für einen frühzeitigen Ausstieg gibt.

Dass sich das Problem des Fachkräftemangels künftig noch verstärken wird, macht die jüngste Erhebung des Personaldienstleisters Randstad deutlich. 94 Prozent der Unternehmen in Deutschland beschäftigen nämlich aktuell Mitarbeiter, die mindestens 55 Jahre alt sind.

Folgt man dem Präsidenten des Zentralverbandes des deutschen Handwerks, Hans-Peter Wollseifer, läuft das Geschäft der Handwerksbetriebe aktuell zwar prächtig, doch klagen 50 Prozent darüber, dass sie frei werdende Stellen nicht mehr besetzen können. Die vielen neuen Migranten sieht er erst übermorgen als interessantes Potenzial, da sie erst qualifiziert werden müssten.

Chancen für längere Bindung

57 Prozent der von Randstad befragten Personalchefs glauben, dass die Flexi-Rente Chancen bietet, Mitarbeiter länger binden zu können. „Dass mit dem 65. Lebensjahr automatisch der Hammer fällt, die Zeiten sind vorbei“ meinte ein führender Manager.

In einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung, einer Einrichtung der Bundesarbeitsagentur, heißt es, dass Betriebe Ältere häufiger dann halten wollen,“wenn sie eine vergleichsweise höher qualifizierte Belegschaft haben oder wenn sie in Branchen tätig sind, in denen es Anzeichen für Rekrutierungsschwierigkeiten gibt“.

Seite drei: Schritt nach vorne

1 2 3Startseite
Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments