Die Konjunktur brummt, die Zahl Arbeitslosen ist auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken – und dennoch können immer mehr Menschen in Deutschland ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Das geht aus dem aktuellen „Schuldneratlas Deutschland“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor.
Laut der Erhebung stieg die Zahl der überschuldeten Personen in der Bundesrepublik in diesem Jahr um rund 65.000 auf über 6,9 Millionen. Bei gut jedem zehnten Erwachsen sind demnach die Gesamtausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen.
Dabei ist Überschuldung längst nicht mehr allein ein Problem der Bundesbürger mit geringem Einkommen.
Immer mehr Überschuldungsfälle in der Mittelschicht
Im Gegenteil: In diesem Jahr stammten laut Creditreform praktisch alle neuen Überschuldungsfälle aus der Mittelschicht. Die Zahl der Fälle aus den „gehobeneren Schichten“ und den „unteren Schichten“ habe dagegen leicht abgenommen, berichteten die Forscher.
Gerade für die Betroffenen aus der Mittelschicht ist es aber sehr schwer, mit den persönlichen und sozialen Auswirkungen der Überschuldung umzugehen, so das Ergebnis einer Studie der Universität Duisburg-Essen. Denn Überschuldung gelte in der Mittelschicht als Stigma. Die Folge sei häufig eine – oft aufgrund von Scham – selbst gewählte soziale Isolation der Betroffenen.
Arbeitslosigkeit ist Hauptauslöser von Überschuldung
Die Gründe für den Sturz in die Überschuldung haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der guten Konjunktur spürbar verändert. Zwar ist nach wie vor Arbeitslosigkeit der Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse, wie das Statistische Bundesamt herausfand.
Doch ganz so dominierend wie noch vor einigen Jahren ist das Thema Arbeitsplatzverlust in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr. Stattdessen gewannen in den letzen Jahren Erkrankungen, Suchtprobleme und Unfälle, aber auch unwirtschaftliche Haushaltsführung immer größere Bedeutung als Auslöser für Überschuldungsfälle.
Seite zwei: Altersüberschuldung nimmt überdurchschnittlich stark zu