Die Kapitalaufbauphase ist für die Altersvorsorge ein wichtiger Baustein. Kaum gesprochen wird indes über die Notwendigkeit einer verlässlichen Auszahlung im Alter. Die Auszahlungsphase gewinnt angesichts der längeren Lebenserwartung und der damit verbundenen längeren Rentenbezugsdauer aber immer mehr an Bedeutung.
Gastbeitrag von Professor Dr. Rolf Tilmes, Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland
Wer über Jahre hinweg Beiträge in eine private oder betriebliche Altersvorsorge einzahlt, steht vor der Frage, ob er beim Renteneintritt das Geld lieber auf einen Schlag oder monatlich ausgezahlt bekommen will, und unter welchen Bedingungen dies erfolgen soll.
Ob Einmalkapital oder lebenslange Rente – für jede Variante gibt es Vor- und Nachteile, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und den persönlichen Lebensumständen, denn wer lebenslange Ausgaben hat, benötigt auch lebenslange Einnahmen.
Bedenken sollte man beispielsweise, dass die Lebenserwartung aufgrund der immer besseren medizinischen Versorgung steigt. Die höhere Lebenserwartung ist jedoch in den Köpfen der Menschen noch gar nicht richtig angekommen. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative „7 Jahre länger“. Männer denken demnach, dass sie im Schnitt 77,4 Jahre alt werden.
Tatsächliche Rentenphase wird immer länger
Tatsächlich aber beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung laut der Generationensterbetafel des Statistischen Bundesamts 84,7 Jahre. Noch schlechter schätzen sich Frauen ein. Sie erwarten im Schnitt, dass sie 80,8 Jahre alt werden. Die tatsächliche Lebenserwartung liegt jedoch bei annährend 88,7 Jahren.
Die tatsächliche Rentenphase wird somit immer länger. Folglich wird die liquiditätsseitige Planung des Zeitraums, in der die finanziellen Leistungen bezogen werden, immer wichtiger. Entsprechend sinnvoll kann es deshalb sein, sich bis zum Tod eine monatliche Rente auszahlen zu lassen.
Doch auch eine Einmalzahlung kann in Frage kommen, etwa wenn der Anleger seine Lebenshaltungskosten aus anderen Quellen wie beispielsweise Immobilienmieten ausreichend abdecken kann.
Dann könnte die Einmalzahlung als Geldreserve genutzt werden oder für die Abgrenzung eines Pflege- und Krankheitskostenbudgets. Mit dem Geld aus einer Einmalzahlung könnten jedoch auch mögliche Schulden getilgt werden. Im Idealfall kann der Betrag der nachfolgenden Enkelgeneration für Ausbildungs- und Orientierungszeiten übergeben werden.
Seite zwei: Angespartes Kapital individuell optimieren