Für die einen ist sie eine Bedrohung, für die anderen die Zukunft: die Digitalisierung. So oder so ist sie nicht aufzuhalten – und auch in der Sachwertbranche in vollem Gange. Dabei verschwimmen zusehens die Grenzen zwischen Online-Welt und klassischen Emissionen.
Um nicht weniger als 170 Prozent ist das Emissionsvolumen der deutschen Crowdinvesting-Plattformen im Jahr 2017 nach einer Erhebung der Website crowdfunding.de gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Volumen der erfolgreich finanzieren Crowdinvesting-Projekte stieg demnach von 63,8 auf 172,5 Millionen Euro.
Die Online-Plattformen werden immer stärker zu einer ernsthaften Konkurrenz für die klassischen Sachwertanlagen in Form von Publikums-AIFs oder Emissionen nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG). Dazu trägt nicht nur die technische Entwicklung bei, sondern auch ein gewisses Wohlwollen der Öffentlichkeit und der Politik für die „Schwarmfinanzierungen“, wie sie im Behördendeutsch heißen.
Der Begriff stammt aus dem VermAnlG. Demnach sind Emissionen bis zu 2,5 Millionen Euro pro Emittent von der gesetzlichen Prospektpflicht befreit, wenn sie ausschließlich über Online-Plattformen vertrieben werden. Teilweise werden sie bereits ab einer Mindestinvestition von weniger als 100 Euro angeboten; die Maximalsumme pro Anleger und Emission ist gesetzlich auf 10.000 Euro begrenzt.
Im Schnitt sieben Zeichnungen pro Anleger p.a.
Wer nun glaubt, wegen der niedrigen Einstiegshürde würden tatsächlich nur winzige Beträge angelegt, liegt falsch. So berichtet Simon Brunke, Vorstand der Plattform Exporo, die durchschnittliche Zeichnungssumme liege bei etwa 3.000 Euro und im Schnitt würden die Anleger sieben Emissionen pro Jahr zeichnen.
Das macht rechnerisch 21.000 Euro pro Jahr – durchaus die Größenordnung, die auch bei Publikums-AIFs relevant ist. Ebenfalls ein Vorurteil scheint zu sein, dass die Online- Zeichnungen hauptsächlich von jungen Leuten oder von Computer-Nerds stammen: Das Durchschnittsalter seiner Kunden betrage 49,5 Jahre, berichtet Brunke.
Bei dieser Gelegenheit ist wohl auch mit einem weiteren Vorteil aufzuräumen: Dass die Crowdinvesting-Unternehmen nur kleine Internet-Buden seien. Im Gegenteil: Auch das digitale Geschäft ist offenbar durchaus personalintensiv. So hat Exporo nach der jüngsten Mitteilung immerhin 97 Mitarbeiter.