KI: „Innovationszeiten enorm beschleunigt“

Künstliche Intelligenz: für den Laien schwer verständliche Grundlagen, scheinbar unüberschaubare Folgen, nahezu heilsbringende Lösungsmöglichkeiten für aktuelle und zukünftige Probleme – kaum ein anderes Begriffspaar wird derzeit so intensiv und kontrovers diskutiert.

Gastbeitrag von Prof. Dr. Michael Maskos, Fraunhofer IMM

Prof. Dr. Michael Maskos: „Wir stehen vor der Herausforderung, innerhalb einer Generation die Veränderungen zu integrieren.“

Zweifelsfrei prägen Computer und der Umgang damit unseren Alltag, bis hin zum allgegenwärtigen Smartphone – und das ganz selbstverständlich und in den meisten Fällen auch unspektakulär (sieht man beispielsweise vom Stress vieler Eltern ab, ihren Sprösslingen den richtigen und vernünftigen Umgang insbesondere mit letzterem beizubringen ab).

Worum dreht sich also die ganze Aufregung? Sicherlich eine einfach zu stellende Frage, die allerdings (und wenig überraschend) vielschichtiger und facettenreicher Antworten bedarf.

Besonders intensiv wird dieses Thema derzeit in der Innovationskommission des Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) diskutiert, da die Mitglieder der Überzeugung sind, dass dieses Thema insbesondere für den deutschen Mittelstand und dessen erfolgreicher Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung sein wird.

Rahmenbedingungen treten in den Vordergrund

Dabei rücken neben den technologischen Voraussetzungen und Folgen (wie zum Beispiel beim Thema „autonomes Fahren“ oder OP-Assistenzsysteme) zunehmend auch die Fragen rund um (arbeits-)rechtliche, soziale oder auch medizin-ethische Rahmenbedingungen in den Vordergrund – allesamt in ihren Folgen wichtig und zugleich herausfordernd.

Und dies umso mehr, da ja noch gar nicht klar ist, wohin sich einzelne Bereiche entwickeln. Aber eigentlich ist das ja nichts Neues: wir haben uns in der Vergangenheit angepasst und werden dies auch in der Zukunft tun.

Es gilt allerdings (mindestens) zwei Tatsachen zu berücksichtigen, die zwar grundsätzlich ebenfalls nicht neu sind, in ihrer Intensität aber beachtenswert: die Komplexität der Veränderung und insbesondere deren Dynamik, also die Zeit, in der die Veränderung geschieht, bis wir sie als „normal“ empfinden.

Innovationen müssen zügig integriert werden

Beides ist zu vergleichen mit unserem Vermögen, die Veränderungen zu begreifen (oder zumindest zu akzeptieren) und mit ihnen Schritt zu halten.

Bei Einführung der Computertechnologie waren dies in der Regel typische „Generationenthemen“ – Firmenvorstände haben dies mehr oder weniger vertrauensvoll in die Hände der nachfolgenden Generation gelegt und mussten sich dann nicht mehr (oder zumindest längst nicht so intensiv) damit auseinandersetzen.

Dies wird so sicherlich nicht mehr funktionieren – die Innovationszeiten haben sich enorm beschleunigt, und wir stehen vor der Herausforderung, innerhalb einer Generation die Veränderungen (und die folgenden ebenso) zu integrieren – und parallel die nächste Generation frühzeitig mit einzubinden.

Es gibt Grund zur Zuversicht

Ähnlich Herausforderndes gilt für das Thema der zunehmenden Komplexität und unser Vertrauen in die Zuverlässigkeit der technologischen Lösungen, die uns diese Komplexität meistern helfen.

Selbstverständlich verlangt dies von uns immer wieder aufs Neue die Balance zwischen Chance und Risiko zu hinterfragen und auszutarieren.

Wir sollten zuversichtlich sein, schließlich haben Generationen vor uns ebenfalls gelernt, sich anzupassen: sei es bei der Einführung der Eisenbahn, die damals nicht wenigen als Höllengerät erschien, oder der bereits erwähnten Einführung der Computertechnologie, extrem vereinfachend einer Technologie, die darauf basiert, zwischen einer „Null“ und einer „Eins“ unterscheiden zu können.

Wenn man bedenkt, mit welcher Geschwindigkeit letzteres mittlerweile gelingt und was wir damit dann alles bewerkstelligen können, macht das sicherlich neugierig auf die Themenwelt der künstlichen Intelligenz – und die spannenden Diskussionen und auch kritischen Auseinandersetzungen, die vor uns liegen: ich freue mich darauf!

Prof. Dr. Michael Maskos ist Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrotechnik und Mikrosysteme IMM.

Foto: Fraunhofer IMM

 

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