Mitten in die besinnliche Vorweihnachtszeit platzt die Colonia Real Estate (CRE) mit einer Attacke gegen HGA Capital, das Emissionshaus der HSH Nordbank. Via Pressemitteilung erhebt CRE schwere Vorwürfe, fordert die Rückabwicklung des gemeinsamen Fonds „Care Concept I“, und kündigt die Zusammenarbeit mit der angeschlagenen Landesbank. HGA will wie geplant ausplatzieren und weist die Kritik zurück.
CRE sieht aufgrund der anhaltenden negativen Schlagzeilen der HSH-Nordbank-Gruppe und der daraus resultierenden stark negativen Konsequenzen in Außenwirkung und Vertrieb keine Basis für eine weitere Kooperation mit der HSH, heißt es in der Mitteilung der Kölner.
CRE: „HSH blockt Gespräche mit Investoren“
Der HSH-Tochter HGA sei es „trotz sehr guter Ratings“ nicht gelungen, den im August 2008 gemeinsam aufgelegten Care-Concept-Fonds, bei bereits verlängerter Platzierungsfrist zu mehr als rund 29 Prozent des geplanten Volumens auf dem Markt zu platzieren, echauffiert sich CRE. Vergleichbare Wettbewerbsprodukte im Pflegeimmobilienbereich wiesen hingegen deutlich bessere Platzierungserfolge auf, so die Beschwerde weiter.
Die Kritik wird noch deutlicher: Gespräche mit institutionellen Investoren, die auf Vermittlung der CRE im September dieses Jahres Kaufinteresse an den Pflegeheimen des Fonds bekundet hatten, seien vom Vorstand der HSH Real Estate ohne Begründung abgelehnt worden. Der CRE-Vorstand fordert die komplette Rückabwicklung des Fonds.
HGA: „Schwierigkeiten sind auf Wirtschaftskrise zurückzuführen“
HGA-Geschäftsführer Lutz von Stryk kontert die Vorwürfe gegenüber cash-online: „Die schwierige Platzierung ist wie bei zahlreichen anderen geschlossenen Immobilienfonds auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen.“ Zudem betont von Stryk, dass der Fonds wie geplant zum 31. Dezember 2009 vollständig platziert wird und eine Rückabwicklung nicht in Frage kommt. Da die Offerte bislang allerdings lediglich zu 30 Prozent ausplatziert sei, werde die HSH als Platzierungsgarantin das erforderliche restliche Kapital einbringen.
Laut CRE handelt es sich dabei um einen Zuschuss von etwa 20 Millionen Euro, der erbracht werden müsse, obwohl die HSH Nordbank bereits in starkem Umfang auf staatliche Stützungsmaßnahmen angewiesen sei. CRE selbst hat eine Inanspruchnahme aus einer Unterplatzierungsgarantie in Höhe von fünf Millionen Euro abgelehnt und hierzu heute den Rücktritt beziehungsweise die Kündigung erklärt. „Anleger und der Fonds sind davon nicht betroffen“, so HGA-Geschäftsführer von Stryk.
Platzierungsgarantie soll etwa 20 Millionen Euro kosten
CRE geht davon aus, dass die Rückabwicklung des Fonds für alle Anleger und die Anteilseigner der HSH Nordbank die einzig sinnvolle Alternative darstellt, da der Verkauf der im Fonds befindlichen Pflegeimmobilien mit allenfalls geringen Einbußen möglich sein dürfte.
Bereits Ende Juli hatte eine HGA-Sprecherin auf Anfrage von cash-online eingeräumt, dass der Platzierungsverlauf des Fonds hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Um den Vertrieb zu pushen, hatte sich das Unternehmen damals entschieden, Anlegern eine vorgezogene Ausstiegsmöglichkeit zu bieten.
Zumindest das Anlage-Konzept scheint unterdessen aufzugehen: „Die Mieterträge der Immobilien entwickeln sich seit Auflage des Fonds prognosegemäß“, sagt von Stryk. (hb)
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