Die Deutsche Bank will aufgebrachte Anleger der US-Lebensversicherungs-Zweitmarktfonds DB Kompass Life I und II besänftigen. Der Finanzriese bietet an, Anteile zu einem Preis von 80 Prozent des ursprünglichen Anlagebetrags zurückzunehmen. Einige Investoren halten die Offerte jedoch für einen schlechten Kompromiss.
Anleger der beiden geschlossenen Deutsche-Bank-Fonds aus der Kompass-Life-Serie bekamen vergangene Woche Post. Unter der Überschrift „Ausblick: Reduzierte Renditeprognose und Sensitivitätsanalyse“ versuchte Deutschlands größtes Geldhaus ihnen zu vermitteln, dass statt ursprünglich in Aussicht gestellter 6,2 Prozent nur noch mit zwei Prozent Rendite pro Jahr zu rechnen sei. Der Geduldsfaden ist anlegerseitig bereits strapaziert. Denn: Bislang gab es überhaupt keine Ausschüttungen. Um die Wogen zu glätten, bietet das Bankhaus nun einen Vergleich an.
Die Vorgeschichte: In den Jahren 2004 und 2005 sammelte die Deutsche Bank insgesamt 553 Millionen Euro Eigenkapital für ihre Fonds Kompass Life I und Kompass Life II ein. Investiert wird in Lebensversicherungen von US-Bürgern. Dabei handelt es sich um für den US-Markt typische Todesfall-Policen. Diese dienen nicht in erster Linie der Altersvorsorge, sondern der Absicherung individueller Risiken. Aufgrund von Veränderungen der persönlicher Lebenssituationen verlieren Versicherte allerdings häufig vor Laufzeitende das Interesse an ihrem Vertrag.
Fondskonzept geht nicht auf: Totgeplante leben länger
Laut dem BVZL Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen werden mehr als die Hälfte aller US-Verträge vorzeitig gekündigt. Das Geschäftsmodell sogenannter Zombie-Fonds besteht darin, solche Policen aufzukaufen. Die Beiträge werden weiter gezahlt und bei Ableben des Versicherten die Prämien kassiert. Aufgrund der niedrigen Rückkaufswerte bekommt der Versicherungsnehmer auf diesem Weg oft mehr Geld für seinen Vertrag, als wenn er ihn stornieren würde. Klingt nach einer klassischen Win-Win-Situation.
Das Problem: Die Planrenditen hängen in hohem Maße von medizinischen Gutachten und prognostizierten Restlebenserwartungen in den USA ab. An diesem Punkt geht die Strategie der Deutschen Bank nicht auf. „Im Herbst 2008 hoben zwei bedeutende medizinische Gutachter in den USA ihre Lebenserwartungsprognosen um durchschnittlich rund zehn bis 25 Prozent an“, rechtfertigt sich die Fondsemittentin gegenüber ihren Investoren.
Im Klartext bedeutet das: Die Menschen in den USA sterben langsamer als im Fondskonzept geplant und das geht zu Lasten der Rendite. So sind laut Angaben des Geldhauses per Ende Juli erst drei von insgesamt 129 Policen im Portfolio fällig geworden.
Darüber wiederum sind einige Anleger hochgradig erzürnt. Sie haben sich in der „Schutzvereinigung DB Kompass Life Fonds“ zusammengeschlossen und wollen sich nicht damit abfinden, keine Auszahlungen zu erhalten. Für die Deutsche-Bank-Darstellung, wonach demografische Faktoren ursächlich für die schwache Performance sein sollen, hat das Bündnis wenig übrig: „Die Erklärungen des Fondsmanagements zum Ausbleiben der prospektierten Auszahlungen sind nachweislich falsch.“
Der Grund sei nicht etwa die allgemeine Lebenserwartung der Bevölkerung in den USA, auf deren „angebliche Veränderung“ die Geschäftsführung immer wieder verweise. Eine genaue Untersuchung der angekauften Policen zeige vielmehr, dass die prospektierten Erlöse auch nicht erwirtschaftet werden könnten, wenn die ursprünglich angenommenen Laufzeiterwartungen für die einzelnen Verträge zugrundegelegt worden wären.
Diese Vorwürfe wies die Deutsche Bank gegenüber cash-online entschieden zurück. „Die Behauptung, das Ausbleiben der Ausschüttungen sei primär auf die Zusammenstellung des Portfolios zurückzuführen, ist unrichtig, da sich aus den prognostizierten Lebenserwartungen nicht in dieser Form Rückschlüsse auf die Cashflow-Situation des Fonds ziehen lassen“, erklärte ein Sprecher der Bank. Die Lebenserwartungsprognosen der medizinischen Gutachter besagten nicht, dass die versicherte Person jeweils genau zu dem geschätzten Zeitpunkt versterben werde.
Anwalt bereitet außerordentliche Gesellschafterversammlung vor
Die Investoren-Vereinigung will trotzdem Druck machen. „Mittlerweile haben sich bereits weit über 2.000 Anleger, die zusammen ein Kapital von annähernd 20 Prozent vertreten, der Forderung nach Einberufung einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung angeschlossen“, so das Bündnis. Der Rechtsanwalt der Schutzvereinigung, Karl-Georg von Ferber, sei bereits beauftragt und bevollmächtigt, die Veranstaltung vorzubereiten.