Im späteren Verlauf der Veranstaltung präsentierte Dobert das Ergebnis einer im Oktober von der Zeitschrift Hansa anonym durchgeführten Umfrage, wonach 13 KG-Schiffsgesellschaften Insolvenz angemeldet hätten, 182 Fondsschiffe als Sanierungsfälle einzustufen wären und lediglich ein knappes Drittel der Fondsgesellschaften im Oktober Auszahlungen leisten könnten. Er wies daraufhin, dass ohne die Entschärfung des Insolvenzrechts durch die Bundesregierung weitaus mehr Einschiffsgesellschaften vor den Insolvenzrichter hätten treten müssen. Letztere können staatlich finanzierte Förderprogramme der KfW regelmäßig nur im „Corporate Verfahren“ unter Beteiligung der Reeder zu bekommen.
Der Reeder Jochen Döhle betonte, dass sich die Situation trotz der rund 580 aufliegenden Schiffe derzeit, binnen Jahresfrist entspannt habe. Durch zahlreiche Stornierungen habe sich die Situation des Orderbuchs entschärft, zudem seien Schiffe mit einer Ladekapazität von rund 400.000 TEU im Jahr 2009 verschrottet worden und insgesamt sei mit einer Wiederbelebung in der maritimen Wirtschaft weit vor dem Jahr 2016 zu rechnen.
Rechtsanwalt Dr. Stefan P. Rindfleisch relativierte die Aussage und räumte mit dem Gerücht auf, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller bestellten Schiffe storniert worden seien, der Anteil liege vielmehr bei rund zehn Prozent. Insbesondere asiatische Schiffsbauer hätten deutschen Auftraggeber bereits Verkäuferkredite in einem Volumen von rund einer Milliarde US-Dollar eingeräumt. Werner Lüken vom Verband für Schiffbau und Meerestechnik ergänzte, dass die chinesische Regierung vielfach abbestellte Neubauprojekte auf den Werften des Landes nach übernähme und sie in Fahrt setze.
Der Reeder Claus-Peter Offen räumte ein, Fördermittel bei der KfW beantragt zu haben, was jedoch abgelehnt worden sei und stellte ausführlich das Genehmigungsverfahren dar.
Neue Schiffsfondskonzepte dringend benötigt
Im zweiten Panel stand die Eigenkapitalbeschaffung und damit die Rolle der Emissionshäuser im Zentrum der Podiumsdiskussion. „70 Prozent Fremdkapital bei der Commerzbank zu holen, Eigenkapital auf der Straße einzusammeln und 17 Prozent Vertriebsprovision zu zahlen, reicht heute nicht mehr“, erklärte Dr. Torsten Teichert, Vorstandschef der Lloyd Fonds AG, pointiert. Nur mit neuen Fondskonzepten ließe sich das schleppende Platzierungsgeschäft im Schiffsbereich wieder ankurbeln. Zustimmung erhielt er von den Vorstandsvorsitzenden der beiden anderen börsennotierten Emissionshäuser Dr. Axel Schroeder, MPC Capital AG und Dr. Ralf Friedrichs, HCI Capital AG.
Letzterer erklärte, die drückende Produktpipeline auf 80 Schiffe reduziert zu haben, die jedoch größtenteils durchfinanziert seien. Lloyd Fonds hatte bereits Ende September erklärt, durch Verschiebungen und Stornierungen seine Eventualverbindlichkeiten gesenkt zu haben in den kommenden drei Jahren lediglich 21 Schiffe abnehmen zu müssen. Der MPC-Chef wollte für sein Haus keine Angaben dazu machen, betonte aber, dass einige Schiffe gemeinsam mit Reedereien bestellt worden seien.
Im Hinblick auf das dennoch prall gefüllte Orderbuch und das Verhalten von Reedern, Bankern, Emissionshäusern und Vertriebsgesellschaften erklärte Teichert: „Wir alle haben eine vergleichsweise plausible Wette auf den Markt gemacht.“
Sanierungskonzepte erfordern Transparen
Der dritte und letzte Teil der Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Sanierung von Fondsgesellschaften. Olaf Staats stellte das Sanierungskonzept vor, das sein Fondshaus Hamburg in mehreren Fällen unter großer Zustimmung der betroffenen Kommanditisten angewendet habe.
HCI-Chef Friedrichs informierte das Auditorium, dass die HCI derzeit 343 Schiffe under management habe, wovon rund 70 Prozent in Pools fahren würden oder Teil einer Dachfondsgesellschaft seien. Lediglich in 14 Fällen bestehe Restrukturierungsbedarf. Aufgrund der geänderten Marktbedingungen sei es erforderlich gewesen, neue Mitarbeiter einzustellen, die den Herausforderungen und Aufgaben der Sanierung gewachsen seien. Zudem sei es schwierig, dass häufig kleine und mittlere Reederein die Geschäftsführung innehätten, die damit überfordert seien.
Martina Hertwieg, Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin bei TPW Todt & Partner, riet den Initiatoren, Fondsgeschäftsführern und Treuhändern, ihren betroffenen Kommanditisten immer das Worst-Case-Szenario ganz offen darzustellen. (af)
Fotos: C. Stelling/Hansa