Cash.: Wie zufrieden sind Sie mit der Platzierungsleistung in diesem Jahr?
Teichert: Wir haben zwar gemerkt, dass die Platzierungszahlen im dritten Quartal angezogen haben, aber im Grundsatz sind sie in diesem Jahr nach wie vor beileibe nicht zufrieden stellend. Egal ob wir am Ende 60 oder 80 Millionen Euro platziert haben werden, es ist eindeutig zu wenig. In unserer Planung hatte das Kreuzfahrtschiff eine große Rolle gespielt. Mit diesem Fonds hätten wir die avisierten 150 Millionen Euro Eigenkapital erreicht. Klar ist: Als ein Emissionshaus, dass einen seiner beiden Schwerpunkte im Bereich Schifffahrt hat, leiden wir unter der gegenwärtigen Schifffahrtskrise besonders. Die Flucht in Exotenfonds kommt für uns nicht infrage. Wohl aber machen wir mit Immobilienfonds gute Umsätze. Im kommenden Jahr werden wir uns zudem wieder intensiv mit dem Segment der regenerativen Energien beschäftigen. Besonders interessant finden wir hier Windkraft – primär in Deutschland – aber auch Solar bleibt attraktiv.
Cash.: Sollte man das Sanierungskapital aus der eigentlichen Platzierungsleistung eines Emissionshauses nicht herausrechnen?
Teichert: Man kann das unterschiedlich sehen. Im VGF haben wir uns letztlich dafür entschieden, dieses Sanierungskapital mitzuzählen, aber immer gesondert auszuweisen. Es gibt in der Zählung ohnehin eine ganze Menge unvermeidlicher Diffusionen: Zum Beispiel wird bei Ansparkapital die Nominalsumme gezählt, obwohl die Mittel noch gar nicht eingeworben sind. Ähnlich funktioniert das ja auch bei klassischen Fonds mit unterschiedlichen Einzahlungszeitpunkten. Zudem gibt es atmende Fonds mit nach oben offenem Zeichnungskapital. Letztlich ist auch Sanierungskapital solches, das von Anlegern in bestehende Gesellschaften gesteckt, das auch in Leistungsbilanzen ausgewiesen wird und das gemanagt werden muss.
Cash.: Warum ist der Kreuzfahrtfonds auf 2011 verschoben worden? Kommt er noch?
Teichert: Das Konzept hatten wir Ende 2009 entwickelt. Das ganze Jahr über haben wir praktisch mit der BaFin über das Konzept verhandelt. Die BaFin hatte zu prüfen, ob es sich in diesem Fall um erlaubnispflichtiges Geschäft handelt, denn die Konstruktion sieht vor, dass der Fonds ausschließlich Eigenkapital einsammelt und es dann der Kreuzfahrtgesellschaft als Darlehen zur Verfügung stellt. Die Konstruktion ist zwar auf Wohlwollen gestoßen, aber am Ende des Prozesses mussten wir sie noch einmal optimieren. Im November haben wir schließlich die Freigabe von der BaFin bekommen, aber just zu diesem Zeitpunkt hat die mit uns kooperierende Kreuzfahrtgesellschaft das Projekt vorläufig abgesagt und eine Entscheidung auf nächstes Frühjahr verschoben. Wir werden abwarten müssen, ob das noch klappt. Auf jeden Fall haben wir jetzt eine sehr interessante Konstruktion entwickelt, die bei anderen Gesellschaften im Kreuzfahrtbereich angewandt werden kann. Entsprechende Verhandlungen führen wir schon.
Cash.: Wie bewerten Sie das Jahr 2010 insgesamt in der Historie Ihres Hauses?
Teichert: Seit der Gründung von Lloyd Fonds vor 15 Jahren haben wir großartige und schwierige Zeiten erlebt. Unter dem Strich war 2010 für uns ein sehr gemischtes Jahr. Auf der Habenseite stehen die Enthaftungsvereinbarung und die Tatsache, dass wir all die damit verbundenen Probleme gelöst haben. Das war eine Menge Arbeit und hat Zeit und Kraft das gesamte Jahr 2009 und das erste Vierteljahr 2010 gekostet. Wir hoffen, die fällige Enthaftungssumme vielleicht sogar noch in diesem Jahr bezahlen zu können, ansonsten im nächsten. Ist auch das vom Tisch, haben wir auf der Unternehmensseite unsere Hausaufgaben gemacht und es geht eine fast zweieinhalbjährige Krisenzeit zu Ende. Der echte Neustart bei Produkten und Vertrieb muss dann 2011 erfolgen. Wir arbeiten dran.