Cash.: Sie haben Ihre Produktpipeline in Verhandlungen mit Banken und Reedereien aufgelöst. Planen Sie in 2011 dennoch Schiffsfonds?
Teichert: Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir die von uns einmal bestellten Schiffe kennen. Aus einer echten Pipeline mit Verbindlichkeiten, Haftungen et cetera ist somit eine Potenzial-Pipeline geworden. Wir werden sicherlich nach Wegen suchen, für diese Schiffe geeignete Modelle zu entwickeln, um Eigenkapital aufzubringen. Bei zwei Containerschiffen sind wir ganz nahe dran an einer solchen Lösung. Hier ist ein Private Placement vorgesehen. Ich bin mir sehr sicher, dass wir in 2011 wieder Schiffsfonds im Publikumsbereich machen werden, wenn auch natürlich sehr ausgewählt. Wir gehen davon aus, dass sich der Platzierungsmarkt dort zuerst erholen wird, wo die erfahrenen Anleger sitzen. Also fangen wir mit Private Placements an, dann geht es weiter mit Exklusivplatzierungen und der Einbindung alt gedienter Schiffsfondsvertriebe mit einer erfahrenen Klientel.
Cash.: Ihre Ansprechpartner sind demnach aktuell eher Banken als Werften?
Teichert: Die Banken haben derzeit eine riesige Flotte, die praktisch zu 100 Prozent von ihnen finanziert werden musste. Und viele Reedereien weltweit warten nur darauf, dass sie einen Teil ihrer Flotten refinanzieren können. Genau diese werden auch die Ansprechpartner für das KG-System insgesamt und für Lloyd Fonds im Besonderen sein. Es wird in den nächsten Jahren einen riesigen Bedarf an Eigenkapital für Schiffe geben. Das ist unsere Chance. Allerdings werden wir dafür die geeigneten Modelle erst noch entwickeln und vor allem durchsetzen müssen. Bareboat-Chartern, allerdings lang- und nicht kurzfristig, werden dabei eine Rolle spielen. Klassisches Schiffsneugeschäft sehe ich in 2011 eher nicht. Es wird – wie in alten Zeiten – um Refinanzierungen bestehender Schiffe gehen.
Cash.: Welche Fondskonstruktionen erwarten Sie konkret?
Teichert: Sicherheit wird eine ganz zentrale Rolle bei allen neuen Modellen spielen. Und damit meine ich die Sicherheit des Cash Flows ebenso wie die guten Bonitäten der Partner. Nicht nur Banken wollen am liebsten Corporates finanzieren. Auch Anleger würden am liebsten Schiffe mit langfristigen Chartern von Maersk oder Cosco mit Betriebskosten- und Zinsgarantie finanzieren. Noch besser wäre es, wenn sie im Eigenkapital eine „preferred position“ gegenüber dem Kapital der Reederei und des Charterers hätten. Ich glaube zudem, dass wir Fonds sehen werden, in denen es zwei oder mehr verschiedene Eigenkapitalvarianten gibt. Denkbar ist doch, die 50 Prozent Eigenkapital in einem Fonds – wie auch bei Krediten – zu tranchieren. Die 25 Prozent am Anfang werden dann eben geringer verzinst, als die 25 am Ende. Oder ein Teil des Eigenkapitals wandert sogar in die erste Sicherheit hinein. Denkbar sind auch reine Eigenkapitalfonds mit einer Form der Risikoabstufung. Reine Eigenkapitalfonds lassen sich allerdings nur mit einer günstigeren Provisionsstruktur rechnen. Die nächsten zwei Jahre werden in Sachen Konzeption weitaus spannender werden als das, was wir von 2006 bis 2008 gesehen haben. Uns erwartet ein Feuerwerk an Varianten.