Nicht zu beneiden war, wer in diesen Tagen die Fremdfinanzierung für ein Projekt unter Dach und Fach bringen wollte, das erst nach dem Stichtag am 1. Juli 2010 in Betrieb genommen werden soll. Ohne umfangreiche Änderungen des Ursprungskonzepts dürfte ein Bankdarlehen nur schwer zu bekommen sein. Dabei ist nicht auszuschließen, dass auch das Investitionsland auf der Liste steht und einer Anlage in Frankreich mit garantierter Vergütung bis Ende 2012 gegenüber Deutschland der Vorzug gegeben wird. Damit wird es auf den Solarmärkten Südeuropas enger, teurer und heißer – was den Wettbewerb anbelangt.
Ausweichmöglichkeiten der EU
Entspannter geht es da in den weniger etablierten Investitionsländern zu, zumindest im Hinblick auf die Erwerbskosten und Vergütungssätze. Der Hamburger Branchenneuling Maxxim Invest hat seine Fotovoltaikanlagen Ende 2009 in Tschechien ans Netz gebracht und kann für die kommenden 20 Jahre unter Berücksichtigung der Inflationsanpassung rund 50 Cent je eingespeister Kilowattstunde vereinnahmen.
Zudem hat der Initiator die Anleger des Fonds Suninvest bis zum geplanten Laufzeitende im Jahr 2026 vor Wechselkursrisiken geschützt und dafür eine Festschreibungsvereinbarung mit einem deutschen Kreditinstitut getroffen. In Deutschland gilt jedenfalls: Wohl dem, der sein Schäflein bereits im Trockenen hat. Bei dem Hamburger Emissionshaus CH2 zählt man sich dazu.
Die Fotovoltaikpremiere des Hauses CH2 Solaris No.1 will knapp 60 Millionen Euro in eine 24,5 MW Freiflächenanlage in Eberswalde investieren. Der Projektpartner Solarhybrid hat zwar erst Ende Januar 2010 mit dem Bau begonnen, jedoch zugesichert, dass die Anlage am 15. Mai 2010 ans Netz gehen kann. Der Initiator hat für ein ausreichendes Eigeninteresse des Projektentwicklers gesorgt, dass die Einspeisung fristgemäß erfolgen kann. Zum einen erfolgt die Mittelfreigabe der Fondsgesellschaft erst nach Fertigstellung des Solarparks, zum anderen erhält der Projektentwickler seine Vergütung erst dann, wenn die Anleger eine jährliche Ausschüttung in Höhe von sieben Prozent ihrer Einlage erhalten haben.
CH2-Vorstand Christian Kuppig ist überzeugt, dass sich Solarfonds mit deutschen Anlagen auch künftig lohnen werden. „Auch wenn die zukünftigen Anlagen mit den geänderten Rahmenbedingungen gerechnet werden müssen, ist davon auszugehen, dass sowohl die Modulpreise als auch die Kosten innerhalb der Beschaffungskette weiter sinken werden. Die Projektkalkulationen orientieren sich bereits stark an der Rendite für die Anleger, sodass vorab eine hohe Marge eingerechnet ist. Das wird sich ebenfalls ändern. Aufgrund unserer Vereinbarungen mit Solarhybrid konnte der Anschaffungspreis auf unter 2.300 Euro pro Kilowattpeak gesenkt werden. Einige unserer Wettbewerber bezahlen mehr als 3.000 Euro“, erläutert Kuppig.
Das steht bei dem Hamburger Initiator HCI Capital nicht zu befürchten, wenn er sich streng an die Investitionskriterien für seinen Solarfonds HCI Energy 2 Solar hält: Er will ausschließlich Fotovoltaikanlagen auf Dach- und Freiflächen in Deutschland erwerben, die bereits in Betrieb, schlüsselfertig oder baureif sind und deren Ertrag durch zwei unabhängige Gutachter bestätigt wurden.
Um die Rentabilität der Anlage sicherzustellen, darf der Einkaufsfaktor maximal das 9,5-Fache des Jahreserlöses betragen. Zwei Solarparks, einer im bayerischen Dettenhofen am Ammersee und ein zweiter in Oberostendorf im Ostallgäu mit einer installierten Leistung von 5,7 MW, wurden laut HCI bereits für rund 4,4 Millionen Euro erworben und speisen seit Ende 2009 Strom in das Netz des jeweiligen Energieversorgers ein. Damit konnte sich die Fondsgesellschaft noch die alten Vergütungssätze des Vorjahres sichern.
Keine schädlichen Kompromisse
Das geplante Emissionsvolumen der Offerte liegt bei 20 Millionen Euro, das sukzessive auf bis zu 35 Millionen Euro erhöht werden kann. Bei der Suche nach Anlagen wollen sich die Hanseaten nicht unter Druck setzen lassen – konzeptionsgemäß muss die Investitionsphase erst Ende 2011 abgeschlossen sein. „Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass sich Solaranlagen auch zukünftig in Deutschland profitabel betreiben lassen und setzen unsere Investitionsstrategie fort. Welche Renditen sich nach einer neuen Gesetzgebung im Einzelnen mit zukünftigen Fonds erzielen lassen, lässt sich derzeit noch nicht genau sagen“, sagt Jan Eike Schuldt, der den Produktbereich Alternative Assets bei HCI leitet und nicht ausschließen möchte, künftig auch Fonds an geeigneten Standorten in Südeuropa oder den USA zu initiieren.
Fest steht indes, dass sich jeder Anbieter die aktuellen Fördersätze hierzulande sichern will. Bleibt im Interesse der Anleger zu hoffen, dass dabei nicht zu teuer eingekauft wird oder Kompromisse bei der Qualität der Anlagekomponenten gemacht werden, die sich über die Fondslaufzeit mit niedrigeren Erträgen rächen könnten.
Fotos: CH2; BSW-Solar, Chorus, VGF; Shutterstock