Was will Wolfgang Schäuble wirklich?

Vor diesem Hintergrund konnte er sich beim Vertrieb geschlossener Fonds an Privatkunden in Deutschland, der im globalen Maßstab nun definitiv nicht systemrelevant ist, noch nachgiebig zeigen. Hinsichtlich der Produkte und der Anbieter ist das nicht zu erwarten.

Mit dem Argument, geschlossene Fonds seien nicht Auslöser, sondern im Gegenteil Leid tragende der Finanzkrise, lässt sich bei Schäuble wohl kein Blumentopf gewinnen. Auch Hinweise auf ihre wichtige Rolle bei der Vermögensbildung durch Sachwerte, auf die Funktion als wesentliche Finanzierungsquelle etwa für Schiffe und im Bereich der regenerativen Energie oder auf Arbeitsplätze dürften kaum Zugkraft haben. Denn das ist nicht das Entscheidende.

Das einzige, was zählen wird, ist die Gewissheit, dass der Mantel eines geschlossenen Fonds auch den bisher in dieser Branche nicht tätigen Akteuren keine Möglichkeit bietet, erneut abseits der Finanzaufsicht eine gewaltige Blase zu produzieren sowie die Regeln zur Risikoabsicherung und Eigenkapitalausstattung zu umgehen. Mehr, so ist zu schließen, will Schäuble nicht. Aber auch nicht weniger.

Ziel der Branchenvertreter, allen voran der VGF Verband geschlossene Fonds, ist eine (Ausnahme-) Regelung, die der Branche ein breites Überleben erlaubt. Um Schäubles Sorgen zu zerstreuen, wird es wohl notwendig sein, anhand harter Kriterien zu definieren, was ein geschlossener Fonds eigentlich genau ist – und was nicht dazu zählt. Eine solche exakte Abgrenzung gibt es bislang weder vom VGF noch vom Gesetzgeber, der den Begriff „geschlossene Fonds“ im Verkaufsprospektgesetz zwar verwendet, ihn aber nicht definiert.

Denn eines ist auch klar: Gelingt das nicht, wird der Finanzminister angesichts der Dimension seiner Mission wohl nur wenig Rücksicht darauf nehmen, ob die in diesem Maßstab unbedeutende Branche bei der Regulierung über die Klinge springt.

Stefan Löwer ist Chefanalyst der G.U.B., Deutschlands ältester Ratingagentur für geschlossene Fonds, und begleitet den Themenbereich geschlossene Fonds in der gesamten Cash.-Unternehmensgruppe. Als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst  beobachtet Löwer die Branche und ihre Produkte insgesamt bereits seit mehr als 15 Jahren.

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