„Statt das Image eines einzelnen Versicherers in den Vordergrund zu stellen, sollte aus unserer Sicht viel mehr Augenmerk auf eine Imageverbesserung für unsere Branche und den gesamten Berufsstand des Versicherungsvertriebs gelegt werden“, sagte Frank Kettnaker, Vorstand der Alten Leipziger, jüngst in einem Cash.-Interview (Cash. 2/2011).
Doch Projekte, die das Image der Finanzvertriebe verbessern sollen und so möglicherweise für Nachwuchs sorgen könnten, sind bisher Fehlanzeige.
Die Ansprüche steigen
Durch steigende Regulierung wird das Problem möglicherweise auch nicht kleiner. Im Gegenteil: Selbst bei gestandenen Vermittlern tragen die gesetzlichen Vorhaben hin und wieder zu Unsicherheiten bei. Der zunehmende administrative Aufwand und höhere Haftungsrisiken tun ihr Übriges.
Fördern die wachsenden regulatorischen Anforderungen also das Nachwuchsproblem? Wengert von der DHBW glaubt das nicht. Das Anforderungsprofil an die Finanzvermittler werde dadurch zwar komplexer, aber dies betreffe dann die Ausbildungsqualität und sei nicht ein grundsätzliches Problem mit dem Nachwuchs.
Ähnlich sehen das beispielsweise auch die Finanzvertriebe DVAG, MLP und die AWD-Tochter Horbach. Sie bilden ihren Nachwuchs nach eigener Einschätzung schon heute auf einem hohen Standard aus und sorgen so dafür, dass er gegen die kommenden gesetzlichen Änderungen gewappnet ist.
Neben der klassischen Ausbildung, beispielsweise zum Kaufmann/Kauffrau Versicherungen und Finanzen, die mit dem Abschluss an der Industrie- und Handelskammer endet, bilden einige Unternehmen ihren Nachwuchs gemeinsam mit Hochschulen nach dem dualen System aus.
Das Grundmuster ist das gleiche wie beim Klassiker, bei dem Unternehmen und Berufsschule die Ausbildung in Theorie und Praxis übernehmen. Hier sind es statt der Schulen akademische Einrichtungen wie die DHBW, die in ganz Baden-Württemberg ihre Hochschulen verteilt hat. Der Studiengang BWL Finanzdienstleistungen beispielsweise, der mit dem Abschluss eines Bachelors endet, wird in Stuttgart, Lörrach und Ravensburg angeboten.
Die Nachfrage sei ganz ordentlich, berichtet Studienleiter Wengert. Er begann in Stuttgart 2008 mit 15 Studienanfängern, 2010 waren es 28. Für 2012 rechnet er mit über 60. Auch die Nachfrage der beteiligten Kooperationsunternehmen sei in den letzten Jahren gestiegen und hat sich verdreifacht. Bei dem Konzept fragen die Firmen bei der Hochschule Studienplätze an. „Ich sage dann einem Unternehmen zum Beispiel zwei Studienplätze zu und es kann diese dann besetzen, sofern die Bewerber unsere Zulassungsvoraussetzungen erfüllen, also Abitur oder Fachhochschulreife plus Zusatzprüfung“, erklärt Wengert. Pro Semester sieht das Modell dann immer im Wechsel drei Monate Praxis und drei Monate Theorie vor.
Nach diesem dualen Modell lässt der Finanzvertrieb MLP seine Auszubildenden schulen. Die Wieslocher kooperieren mit den Hochschulstandorten Stuttgart und Lörrach. Während bei den dualen Studiengängen „Finanzdienstleistungen“ und „Bank“ eine gute Nachfrage herrsche, sei das Interesse bei den Studiengängen „Versicherung“ sowie „Kaufleute für Versicherungen und Finanzen“ eher verhalten, sagt Katharina Bies, Leiterin Berufsausbildung und DH-Studium bei MLP.