Für eine echte Überraschung sorgt das Platzierungsergebnis der Private-Equity-Branche, über die im Jahr 2010 nur wenig Ermutigendes zu lesen und zu hören war. Immerhin 403 Millionen Euro investierten die Anleger in das Segment, das unter der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders gelitten hat. In keiner anderen Fondsbranche ist die anbieterseitige Marktkonsolidierung so weit fortgeschritten: Fast drei Viertel des Platzierungsvolumens konzentriert sich auf drei Initiatoren, fast alle anderen Emissionshäuser haben das Neugeschäft in dieser Branche eingestellt oder landeten unter „ferner liefen“. Marktführer HMW AG sammelte im vergangenen Jahr 120 Millionen Euro ein, die zweitplatzierte Wettbewerberin RWB AG brachte es auf gut 93 Millionen Euro. Allerdings ist der Bronzemedaillen-Gewinner Wealth Cap dicht auf den Fersen.
Nach dem Vertriebsstart der Wealth-Cap-Offerte „Private Equity 12 Balance“ Ende Juni 2010 musste das Fondsvolumen „aufgrund der großen Nachfrage“ bereits Anfang August aufgestockt werden. Für das Beteiligungsangebot hatte sich das Emissionshaus ein Garantiekonzept ausgedacht, das offensichtlich den Nerv der Anleger traf. Es sieht vor, dass die Kommanditisten bis zum Ende der Fondslaufzeit im Jahr 2018 mindestens Rückflüsse in Höhe der Beteiligungssumme ohne Agio und vor Steuern erhalten. Als Garantiegeber fungiert die Wealth-Cap-Mutter Uni Credit Bank AG. Knapp 81 Millionen Euro konnte das Emissionshaus einsammeln. Für das laufende Jahr rechnen gut 40 Prozent der von Cash. befragten Emissionshäuser mit einer steigenden und zwölf Prozent mit einer sinkenden Investitionsbereitschaft der Anleger. 47 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen von einem gleichbleibenden Platzierungsniveau aus.
In die Bedeutungslosigkeit hat sich demgegenüber eine Branche verabschiedet, in die in den Jahren 2004, 2005 und 2006 verlässlich dreistellige Millionenbeträge flossen. Fonds, die in bestehende Lebensversicherungen investieren, konnten im vergangenen Jahr die Anleger gerade noch dazu bringen, insgesamt 100.000 Euro anzulegen. Mehr als 98 Prozent der Cash.-Umfrageteilnehmer geht davon aus, dass im Jahr 2011 jedenfalls nicht mehr platziert werden kann.
Schließlich sei auf zwei weitere Ergebnisse der Cash.-Erhebung hingewiesen, die Fondskonzeptionen betreffen und jenseits der Assetklassen liegen: Zwei Drittel der Initiatorenschaft meint, dass Zweitmarktfonds im laufenden Jahr mehr Anklang bei den Anlegern finden wird als in 2010. Der Zweitmarkt ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und bietet wieder zahlreiche und attraktive Kaufgelegenheiten, seit die Zahl der Privatanleger auch auf Verkäuferseite deutlich zugenommen hat.
Interessant ist auch das Ergebnis zur Zukunft von Blind-Pool-Konzepten: Nur ein Viertel der befragten Emissionshäuser geht davon aus, dass sich mit Blind-Pool-Angeboten künftig mehr Kapital platzieren lässt. Die überwiegende Mehrheit rechnet demgegenüber damit, dass die Anlegernachfrage nach solchen Konzepten abnimmt (35 Prozent) oder gleich bleibt (40 Prozent).
Die hohe Anzahl an Blind-Pool-Konstruktionen im vergangenen Jahr war zum großen Teil wohl auch aus der Not heraus geboren, weil Vorfinanzierungen von Projekten nur schwer zu bekommen waren und ist insofern auch im Zusammenhang mit den Erfahrungen zu sehen, die Deutschlands Emissionshäuser mit der Kreditvergabepraxis der Banken gemacht haben. Knapp 44 Prozent der Cash.-Umfrageteilnehmer gaben an, die Kreditinstitute hätten sich noch zugeknöpfter gezeigt als im Jahr 2009, während gut 40 Prozent keine Veränderung feststellen konnten.
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