Cash.: In der Schifffahrt hatte sich das Emissionshaus MPC Capital in den vergangenen drei Jahren abstinent gezeigt. Sind Anleger und Vertrieb schon reif für Ihren neuen Ein-Schiffsfonds MPC “Rio Manaus“?
Betz: Genau das wollen wir mit der Rio Manaus unter Beweis stellen und haben den Fonds entsprechend konzipiert. Das Schiff stammt aus unserer Pipeline und ist – wie andere auch – bereits voll durchfinanziert. Die Übernahme ist für Anfang Januar 2012 geplant. Mit der für einen Zeitraum von zehn Jahren vereinbarten Charter von knapp 38.000 US-Dollar pro Tag haben wir uns langfristig gute Einnahmen gesichert. Zudem konnten wir bei der Werft einen Rabatt aushandeln. Beide Parameter stehen in einem so günstigen Verhältnis zu einander, dass wir prognosegemäß zehn Prozent an die Anleger ausschütten können. Dennoch haben wir uns entschieden, einen Prozentpunkt davon als zusätzliche Liquiditätsreserve zunächst einzubehalten. Sobald die Anschlussbeschäftigung sichergestellt ist, wird dieses Sicherheitendepot aufgelöst und nach Wunsch der Gesellschafter ausbezahlt oder zur Tilgung verwendet. Wir sind überzeugt, dass dieses Konzept Anklang bei den Anleger findet.
Cash.: Warum wird vor allem anfänglich ausgeschüttet statt zu tilgen?
Betz: Die Krise hat gezeigt, dass Anleger konventioneller Fondskonzepte, bei denen die Tilgung im Vordergrund stand, häufig das Nachsehen im Vergleich zu den Banken hatten. Das wollten wir bei unserem Konzept ändern und haben den Tilgungszeitraum von vierzehn auf siebzehn Jahre erweitert. Um dieses umsetzen zu können, haben alle beteiligten Parteien einen Beitrag geleistet: Die Reeder haben auf die Hälfte ihrer Bereederungsgebühr verzichtet, die Werft hat einer Kaufpreisreduzierung zugestimmt, das Bankenkonsortium hat eine Tilgungsverlängerung akzeptiert und MPC Capital hat auf einen Großteil ihrer Gebühren verzichtet – der Weichkostenanteil hat sich so nahezu halbiert. Mit der Rio Manaus wollen wir zeigen, dass sich Schiffsbeteiligungen wieder platzieren lassen – wenn das Konzept die Befürfnisse der Anleger berücksichtigt.
Cash.: Nachschüsse waren im Jahr 2010 ein großes Thema. Wie haben Sie diesen Punkt geregelt?
Betz: Grundsätzlich: Wie bei allen MPC Capital Schiffsbeteiligungen besteht auch bei der Rio Manaus keine Nachschusspflicht für Anleger. Die Auszahlungen in Höhe von 100 Prozent des Eigenkapitals während der Festscharter sind zudem prognosegemäß hinreichend durch handelsrechtliche Gewinne abgedeckt. Und wir haben die Haftsumme auf ein Prozent der Einlage reduziert. Üblicherweise beträgt diese das Zehnfache.
Cash.: War dem Vertrieb auch etwas abzuverlangen?
Betz: Der Fonds wird auf dem gleichen Niveau verprovisioniert, wie es bei MPC Capital auch vor der Krise üblich war. Mittelfristig gilt es sicherlich, ein niedrigeres Provisionsniveau zu etablieren. Für das geplante Comeback der Schiffsbeteiligungen wäre es jedoch eher kontraproduktiv gewesen.
Cash.: Warum haben sich die beteiligten Banken darauf eingelassen?
Betz: Dem Konsortium aus drei traditionsreichen deutschen Schiffsfinanzierern ist auch daran gelegen, die Zukunftsfähigkeit des KG-Finanzierungs-Modells im Schifffahrtssegment zu zeigen. Es hat sich zudem bereit erklärt, in den kommenden acht Jahren auf die sonst üblichen Loan-to-Value-Prüfungen zu verzichten. Damit sind auch unsere Ausschüttungsprognosen besonders belastbar und praktisch nur dann nicht erfüllbar, wenn die Schiffsbetriebskosten explodieren oder der Charterer zahlungsunfähig werden sollte. Nach zehn Jahren, sobald der Anleger seine Einlage vollständig zurückbekommen hat, senken wir die Ausschüttungen und erhöhen die Tilgungen. Dann wandelt sich gewissermaßen die Turbo-Auszahlung in eine Turbo-Tilgung.
Cash.: Ließe sich eine Euro-Beteiligung nicht leichter vertreiben?
Betz: Das war in der Vergangenheit sicher so, allerdings ist uns die Währungskongruenz wichtiger. Daher werden sowohl die Fremdkapital- als auch die Eigenkapitalfinanzierung auf US-Dollarbasis geleistet.