Vergütet wird nach Marktpreis in Stromlieferverträgen. Zusätzlich wird durch ein fein justiertes „ROC Regime“ ordnungspolitisch gesteuert, nach dem Investments ROCs erhalten. Die Versorgungsunternehmen müssen jeweils eine ihrer Stromliefermenge entsprechende Anzahl an Zertifikaten am Markt kaufen.
PV-Parks, die bis Ende März 2014 angeschlossen werden, erhalten dabei eine höhere ROC-Zuweisung (1,6-fach) als solche, die erst danach ans Netz gehen werden (ab April fällt der Faktor auf 1,4). Dieses Regime führt zu Vergütungen um ca. GBP 0,11 bis 0,13 je kWh, die aus den Komponenten Strompreis, ROC Preis und weiteren sogenannten Benefits bestehen. Das ROC-Vergütungssystem ist verlässlich, wenngleich komplex, und macht es möglich, dass auch größere Freiflächenanlagen attraktiv gefördert werden.
Die aktuellen Zahlen belegen den hohen Anteil an Freiflächenanlagen an der insgesamt installierten Kapazität in Großbritannien. Der Großteil davon wurde in 2012 und im ersten Halbjahr 2013 errichtet, darunter auch der mit 34 MW derzeit größte PV-Park auf einem ehemaligen Militärflughafen in Leicestershire. Unten stehende Grafik zeigt die PV-Marktaufteilung Europas. UK zählte 2012 noch nicht zu den großen Playern.
Die nächsten Weichenstellungen für die Energieversorgung in Großbritannien und damit auch für die Solarindustrie werden mit der sogenannten Electricity Market Reform erwartet. Diese soll planmäßig Ende 2013 verabschiedet werden. Zu den wesentlichen Inhalten zählt die Einführung der Contractsfor- Difference, einem Vergütungssystem, das das derzeitige ROC-Regime ab 2014/15 für neue Projekte ersetzen soll.
Hierbei wird ein Tarif festgelegt, der Strom wird aber dennoch am Markt verkauft. Die Differenz zum Tarif wird erstattet. Des Weiteren wird auch die Einführung des Capacity Price Mechanism (CPM) erwartet. Der CPM soll einen Preis definieren, mit dem die bloße Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten in Reservekraftwerken vergütet wird.
Fazit: Kurz- bis mittelfristig ist Großbritannien einer der attraktivsten Märkte für Photovoltaik in Europa. Eine verlässliche Regierung, eine relativ stabile Währung und ein großer Nachholbedarf, um die europäischen Emissionsziele für 2020 zu erreichen, versprechen ein stabiles Investitionsumfeld. Eine Herausforderung ist das komplexe Vergütungsregime, welches auch in den nächsten Jahren weiter verändert wird.
In Wachstumsträger investieren
Die Ausgangssituation ist eindeutig: Die anfangs geliebten und etablierten PV-Märkte Deutschland, Italien und Spanien haben – aus unterschiedlichen Gründen – nur noch wenig Neubautätigkeit im Freiflächenbereich, so dass in diesen Ländern nur Bestandsportfolios auf dem Sekundärmarkt für Investitionen in Frage kommen. In Regionen mit guter Einstrahlung könnten sogenannte „grid parity“-Projekte interessant werden. Während Spanien aufgrund der rückwirkenden Eingriffe derzeit ein „ungeliebtes Kind“ ist, scheint es in Italien viel Angebot zu geben. Hier können Investoren durchaus „Rosinen picken“. In Deutschland dagegen sind angesichts großer Nachfrage höhere Preise in Kauf zu nehmen, wenn der Erwerb eines gut funktionierenden Bestandsparks geprüft wird.
Im wirtschaftspolitisch stabilen Frankreich gibt es noch eine Reihe von Opportunitäten, wenngleich die Regierung die Anreize zurückgefahren hat. Insgesamt wird in Frankreich sehr wenig Neubaukapazität ausgeschrieben und diese ist im attraktiven Segment hoffnungslos überzeichnet, so dass nicht viele Investoren zum Zug kommen werden. Frankreich ist damit zwar ein attraktiver Standort, jedoch mit wenig Marktpotential.
UK scheint die Investoren derzeit magisch anzuziehen. Die Gründe liegen auf der Hand: Vergütet wird nach Marktpreis in Stromlieferverträgen, kombiniert mit staatlich geregelten Zertifikatspreisen und weiteren Aufschlägen. Das britische Regime führt derzeit zu Vergütungen aus den verschiedenen Komponenten Strompreis, ROC Preis und Benefits um ca. GBP 0,11 bis 0,13 je kWh und macht damit Investitionen möglich. England wird ab 2015 wohl sogar feste Tarife als „Contracts for Difference“ in vergleichbarer Größenordnung einführen, was zu einer weiteren Stabilisierung des britischen PV-Marktes beitragen dürfte.
Wer künftig in diesen Markt investieren will, muss sich mit den Wachstumsmärkten beschäftigen. Wachstumsträger sind Japan, Nord- und Südamerika und die arabischen Länder. Auch Australien könnte sich zu einem Markt mit großem Potenzial entwickeln. Investoren mit Weitblick tun gut daran, diese Möglichkeiten bereits jetzt ernsthaft unter die Lupe zu nehmen, um dann investieren zu können, wenn die etablierten Märkte an Attraktivität einbüßen.
Gastbeitrag vonThomas Laumont, Leiter Photovoltaik, KGAL Investment Management GmbH & Co. KG
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