Ein neues Modell in Down Under
Auch weniger offensichtliche Formen des Tourismus üben Einfluss darauf aus, wie der Geldfluss zwischen den asiatisch-pazifischen Ländern (ohne Japan) verläuft. China beendet nun die besonders wachstumsstarke Phase seiner Industrialisierung und wendet sich einem stärker konsumorientierten Wirtschaftsmodell zu. Daher besteht für das Land auch ein immer geringerer Bedarf an Metallen und anderen Rohstoffen aus benachbarten Ländern, allen voran Australien.
Doch für die Unternehmen dort wurde diese rückläufige Entwicklung durch den Bildungssektor aufgefangen. In Chinas zunehmend wettbewerbsintensivem Beschäftigungsumfeld ist die Bildungsqualität eines der größten Anliegen der neuen chinesischen Mittelschicht. Jenseits des Südchinesischen Meeres bieten Australiens öffentliche und private Bildungseinrichtungen eine erstklassige Ausbildung nach westlichen Standards. Dies hat dem Land einen enormen Zustrom an chinesischen Studenten sowie einen entsprechenden Vermögenszufluss beschert. Für Australien ist Bildung damit faktisch zu einem Dienstleistungsimport geworden.
Ein weiteres wichtiges Anliegen der neuen wohlhabenden und mobilen Mittelschicht in Asien ist die Gesundheit, denn die Region weist bei der staatlichen Gesundheitsversorgung mitunter sehr unterschiedliche Standards auf. Dies schafft einen wachsenden Markt für Gesundheitstourismus. Die zunehmende Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Dienstleistungen im Ausland hat Unternehmen der Branche dazu veranlasst, private Krankenhäuser in zentraler Nähe zu Bevölkerungszentren zu errichten. Die besten Projekte haben meines Erachtens gute Chancen, den Unternehmen langfristig hohe Erträge zu bescheren.
Wird der Tourismusboom von Dauer sein?
Die chinesische Tourismusbranche befindet sich in einer Phase extrem rasanter Expansion. Doch kann dieses Wachstum aufrechterhalten werden? Wir sind davon überzeugt. Chinas neue Mobilität der Wohlhabenden hat sich fest etabliert und dürfte dem ein oder anderen Sektor zu weiterem Wachstum verhelfen.
Beispielsweise ist trotz der Zuwächse, die der Tourismus in China bereits verzeichnet hat, der Anteil der auslandsreisenden Bevölkerung des Landes im Vergleich zu anderen Märkten weiterhin unglaublich niedrig. So beträgt die durchschnittliche Anzahl der Auslandsreisen pro Kopf und Jahr in China gerade einmal 0,09, verglichen mit 0,3 Reisen in den USA und 1,2 Reisen in Großbritannien. Schätzungen des Analysehauses CLSA zufolge dürften die chinesischen Tourismusausgaben in den kommenden fünf Jahren mit einer jährlichen Rate von 20 Prozent steigen. Als Treiber werden hierbei steigende verfügbare Einkommen, Visa-Erleichterungen sowie rasch expandierende Flugnetze fungieren. Jason Pidcock ist Head of Strategy, Asian Income, bei Jupiter Asset Management.
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