„Viel zu knappes Angebot“

Wird der beschlossene Brexit Auswirkungen auf den deutschen Wohnimmobilienmarkt haben?

Generell ist es aktuell schwierig, wirtschaftliche Auswirkungen des Brexit vorherzusagen. Vieles wird von den Ergebnissen der Austrittsverhandlungen abhängen. Erst in der mittel- und langfristigen Betrachtung wird sich herauskristallisieren, ob das Austreten der Briten aus der EU zu Veränderungen innerhalb des deutschen Wohnimmobilienmarktes führen wird.

Stellen wirtschaftlich starke B-Standorte für Kapitalanleger eine Alternative dar, um auskömmliche Renditen zu erzielen?

In der Theorie ist das so. Allerdings stellt sich das in der Praxis weitaus schwieriger dar, da auch an diesen Standorten bereits Preise erzielt werden, die denen in den Metropolen kaum nachstehen. Als Kapitalanleger muss man deshalb bereits sehr gezielt nach einem geeigneten Standort suchen. Ein Vorteil von Regionen mit hoher Wirtschaftskraft ist das zahlreiche Angebot an attraktiven Jobs. Das zieht natürlich eine Vielzahl von Arbeitnehmern an, die wiederum selbst auf der Suche nach Wohnraum sind.

Welche Auswirkungen hat nach Ihrer Einschätzung die Mietpreisbremse, die im Sommer letzten Jahres eingeführt wurde?

Mit Einführung der Mietpreisbremse orientierten sich die Vermieter stärker an regionalen Mietspiegeln, sodass es hier zu leichten Dämpfungseffekten kam. Diesen kurzfristigen Rückgang der Mieten in Berlin oder Hamburg bewerten wir als zwischenzeitliche Verunsicherung durch den Eingriff in den Neuvermietungsmarkt, den es so vorher nicht gab. Doch dort, wo hohe Mieten schon vor der Mietpreisbremse gezahlt wurden, werden sie auch weiterhin verlangt und gezahlt.

Ein Vermieter wird sich bei einer Neuvermietung immer in erster Linie am Wettbewerb, sprich an den Nachbarschaftsmieten orientieren und weniger am Mietspiegel. Das entspricht dann auch der gefühlten ortsüblichen Vergleichsmiete, die als Grundlage für die Mietpreisfindung dient. Wir gehen davon aus, dass sich die leicht dämpfende Wirkung, die die Mietpreisbremse bei ihrer Einführung in einigen Städten hatte, nicht wiederholen wird.

Erwarten Sie, dass die hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien auch in den kommenden Monaten anhält?

Niedrige Zinsen und steigende Immobilienpreise begünstigen den Haus- oder Wohnungserwerb. Es sieht aktuell auch nicht so aus, als würde die EZB etwas an ihrer Nullzins-Politik ändern, weshalb die Nachfrage nach Betongold auch in den nächsten Monaten hoch sein wird.

Interview: Barbara Kösling

Foto: Immobilienscout24

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