Zweitmarkt: Der Wirrwarr mit den Zahlen

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Stefan Löwer, Ressortleiter Sachwertanlagen, Cash. [email protected]

Die Deutsche Zweitmarkt AG stellt heute fest, dass der Handel mit geschlossenen Fonds mit einem guten ersten Quartal in das Jahr 2021 gestartet ist. Gestern hatte bereits die Fondsbörse eine ähnliche Einschätzung veröffentlicht. Allerdings: Die Zahlen weichen spürbar voneinander ab und geben teilwiese sogar eine gegenteilige Tendenz wieder. Was soll das? Der Löwer-Kommentar

Auch nach einem Jahr Corona-Pandemie und wiederholten Lockdowns zeigt sich der Zweitmarkt für geschlossene Fonds sehr stabil, teilt die Deutsche Zweitmarkt AG mit. Das am Markt gehandelte Nominalkapital stieg im Vergleich zum vierten Quartal 2020 deutlich um fast 21 Prozent auf 84,93 Millionen Euro, so die Information.

Die Summe der Kaufpreise legte demnach im gleichen Zeitraum sogar um 54 Prozent auf 67,98 Millionen Euro zu. Der durchschnittliche Handelskurs über alle Anlageklassen lag der Deutschen Zweitmarkt AG zufolge im ersten Quartal 2021 bei etwas mehr als 80 Prozent – und damit um 27,5 Prozent höher als in den Monaten Oktober bis Dezember 2020. Lediglich die Zahl der gehandelten Beteiligungen sank leicht auf 2.033.

Zahlen zum ersten Quartal hatte gestern bereits die Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG gemeldet. Sie kommt ebenfalls zu einer optimistischen Einschätzung. Die Zahlen weichen jedoch spürbar ab und geben in Bezug auf den durchschnittlichen Handelskurs über alle Assetklassen und die Zahl der gehandelten Beteiligungen sogar eine gegenteilige Tendenz wieder.

So berichtete die Fondsbörse gestern, der erzielte Durchschnittkurs sei im ersten Quartal von 88,24 Prozent auf 80,61 Prozent des Nominalwerts zurückgegangen, die Anzahl der Transaktionen hingegen leicht gestiegen. Außerdem errechnet sich aus den Zahlen der Fondsbörse lediglich eine Steigerung des Nominalumsatzes von rund sieben Prozent – nicht von 21 Prozent.

Unterschiedliche Vergleichszeiträume

Wie kann das sein? Für die scheinbar widersprüchlichen Angaben gibt es zwei Gründe. Erstens berichtet die Fondsbörse nur über ihre eigenen Zahlen, die Deutsche Zweitmarkt AG erfasst nach eigenen Angaben hingegen „kontinuierlich den öffentlich sichtbaren Handel“. So bezieht sich die Deutsche Zweitmarkt AG auf ein gehandeltes Nominalkapital von knapp 85 Millionen Euro im ersten Quartal 2021. Die Fondsbörse kommt hingegen lediglich auf rund 63 Millionen Euro.

Größeres Gewicht dürfte indes der zweite Grund haben: Die Vergleichszeiträume sind unterschiedlich. Die Deutsche Zweitmarkt AG stellt die Tendenz gegenüber dem vierten Quartal 2020 dar. Die Fondsbörse hingegen vergleicht mit dem Vorjahreszeitraum, also mit dem ersten Quartal 2020. Beides ist durchaus legitim, fällt aber nur bei genauem Lesen auf und führt nicht unbedingt zu mehr Klarheit.

Nun wäre es an sich nicht ungewöhnlich, wenn zwei Unternehmen sich der gleichen Thematik von unterschiedlichen Seiten nähern. In diesem Fall aber ist es doch ziemlich schräge: Denn die Deutsche Zweitmarkt AG ist eine Tochtergesellschaft der Fondsbörse.

Bei allem Verständnis dafür, dass auch in einer Mutter-Tochter-Beziehung jeder die Eigenständigkeit behalten und die eigene Marke pflegen möchte, so wäre es doch ein Leichtes, die Veröffentlichungen inhouse so zu koordinieren, dass sie wenigstens nicht zu Verwirrung und scheinbaren Widersprüchen führen. Schon die Frage, ob der Vergleich mit dem Vorquartal oder dem Vorjahresquartal relevanter ist, sollte sich in dieser Konstellation doch einheitlich beantworten lassen.

Überflüssige Unterscheidung

Zu dem Wirrwarr trägt auch die überflüssige Unterscheidung zwischen den Umsätzen der Fondsbörse und dem „öffentlich sichtbaren Handel“ bei. Zum einen entfallen von Letzterem ohnehin rund 75 Prozent auf die Fondsbörse. Zum anderen entspricht die Differenz zum „öffentlich sichtbaren Handel“ regelmäßig fast exakt dem Umsatz der Deutschen Zweitmarkt AG.

Im Klartext: Der „öffentlich sichtbare Handel“ ist lediglich die Summe aus Mutter und Tochter. Das ist auch nicht sonderlich überraschend, denn andere öffentliche Handelsplätze sind nicht mehr bekannt. Sie wurden entweder eingestellt oder von der Fondsbörse übernommen. Der Begriff „öffentlich sichtbarer Handel“ für die hauseigenen Umsätze ist insofern wohl korrekt, aber vielleicht doch etwas dick aufgetragen.

Anscheinend genau austariert

Traditionell berichtet die Fondsbörse monatlich über ihre eigenen Umsätze und deren Entwicklung. Die Deutsche Zweitmarkt AG liefert zusätzlich Quartalsberichte über den gesamten „öffentlich sichtbaren Handel“ mit vertiefenden Auswertungen und Index-Berechnungen. Beides ist an sich durchaus hilfreich, führt aber nicht zum ersten Mal entweder zu Doppelungen oder zu scheinbaren Widersprüchen.

Anscheinend haben Alex Gadeberg (Fondsbörse) und Jan-Peter Schmidt (Deutsche Zweitmarkt) genau austariert, wer was wann veröffentlichen darf. Und wie sie eigenständige Zahlen veröffentlichen, ohne sich in die Quere zu kommen. Notwendig ist das nicht. So wäre es sicherlich kein besonders großer Aufwand, wenn die Fondsbörse in ihre Monatsberichte auch die Umsätze ihrer Tochtergesellschaft einbeziehen würde. Auch fällt ihr wohl kein Zacken aus der Krone, wenn sie alle drei Monate auf einen eigenen Bericht verzichten und die ausführlichen Quartalsbilanz allein der Deutschen Zweitmarkt AG überlassen würde. Oder beide bringen ihre Berichte endlich gemeinsam heraus. Oder wie auch immer.

So oder so: Lieber Alex Gadeberg, lieber Jan-Peter Schmidt, es ist an der Zeit, den Wirrwarr zu beenden.

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Stefan Löwer ist Geschäftsführer der G.U.B. Analyse Finanzresearch GmbH und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Die G.U.B. ist Deutschlands ältestes Analysehaus für Sachwertanlagen und gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.

Foto: Florian Sonntag

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