Das war auch so, als die Bundesregierung zum 1. Januar 1997 die Grunderwerbsteuer von zwei auf 3,5 Prozent anhob. 1996 schnellte das Volumen verkaufter Wohn- und Gewerbeimmobilien von 162,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 171,1 Milliarden Euro in die Höhe. Hingegen wechselten im Jahr nach der Steuererhöhung nur noch Immobilien im Gesamtwert von 138,3 Milliarden Euro den Besitzer. Der Fiskus indes hatte seine Zielvorgabe erfüllt: Weil der Steuersatz um 75 Prozent gestiegen war, blieben den Bundesländern 1997 trotz des Rückgangs im Transaktionsvolumen 1,42 Milliarden Euro mehr an Grunderwerbsteuern.
Betrug das Aufkommen 1996 noch 3,42 Milliarden Euro, waren es im Jahr darauf 4,84 Milliarden Euro. Doch nicht nur Neuerwerber sind davon betroffen. Schlecht dran sind auch diejenigen, welche in diesem Zeitraum ihr Eigentum verkaufen wollen. Verschenkt wird indes in der aktuellen Diskussion eine andere Chance, um Märkte zu mobilisieren: Eine Reduktion statt Erhöhung der Grunderwerbssteuer hätte zumindest in der Anfangsphase den Charme einer Belebung der ohnehin stagnativen Wohnungsinvestmentmärkte – für die Finanzminister würde gewiss etwas übrigbleiben.
Das wäre vielleicht zu innovativ – führt aber auch nicht zum Ende des Abendlandes. Daraus sollte ein positiver Preiseffekt resultieren, der die zusätzlichen Kosten der höheren Grunderwerbsteuer kompensiert. Die Akzeptanz einer drohenden Erhöhung der Grunderwerbsteuer wäre vermutlich hoch, wenn dies mit einer gesamtwirtschaftlich sinnvollen Erhöhung der Markttransparenz einhergeht (Aufbau von Transaktionsdatenbanken, kostenlose Abgabe von Bodenrichtwerten und Grundstücksmarktberichten). Wer sich also im Frühjahr 2009 einen schmucken Kleinwagen gekauft hat und 2011 Immobilieneigentum erwerben will, sollte sich in Deutschland jetzt nicht aufregen über die Steuer. There is schließlich no free lunch!
Dr. Thomas Beyerle ist Head of Global Research bei der schottischen Aberdeen-Property-Investors-Gruppe. Der studierte Geograph und Real Estate Portfolio Manager analysiert die internationalen Immobilienmärkte seit mehr als 15 Jahren. Beyerle doziert an der BA Stuttgart/Leipzig, ADI Stuttgart/Hamburg, EBS European Business School, IREBS International Real Estate Business School sowie an der Fachhochschule Biberach und der Fachhochschule Kaiserlautern.