Nach der erneuten Schließung des „Kanam Grundinvest“ droht eine Kettenreaktion: Mit dem „SEB Immoinvest“ zieht ein weiterer offener Immo-Fonds nach. Indessen ruft der Branchenverband BVI Anleger in ungewohnt deutlichen Worten zur Besonnenheit auf.
Auch SEB gibt Schäuble-Plänen die Schuld
Zum Schutz „der großen Mehrheit von sicherheitsorientierten privaten Anlegern und zur Sicherstellung der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung des Fonds unter nun veränderten Rahmenbedingungen“ habe man beschlossen, die Rücknahme von Immoinvest-Anteilen per sofort auszusetzen, teilt SEB mit.
Die Begründung ist dieselbe wie beim Wettbewerber Kanam: Der am Montag vom Bundesministerium der Finanzen (BMF) vorgelegte Diskussionsentwurf habe zu einer massiven Verunsicherung von Anlegern und entsprechenden Mittelabzügen geführt.
Wie der Kanam-Grundinvest gehört auch der SEB Immoinvest zu den Fonds, die bereits im Oktober 2008 geschlossen wurden. Etwa vor Jahresfrist holte SEB das Produkt wieder aus dem Tresor.
BVI versucht, die Gemüter zu beruhigen
Der Lobby-Verband BVI versuchte indes bereits nach der Kanam-Schließung den Markt mit einer Mitteilung zu beruhigen. „Diskussionsentwurf wird so nicht Gesetz“, titelte die Interessenvertretung der Investment- und Asset Manager selbstsicher mit Bezug auf Schäubles Regulierungspläne.
Bei den vom BMF vorgeschlagenen Gesetzesänderungen handele es sich lediglich um einen ersten Diskussionsbeitrag, stellte der BVI klar. Das Gesetzgebungsverfahren habe damit noch nicht einmal begonnen. „Wir sind sicher, dass der Entwurf noch erheblich geändert wird, insbesondere gehen wir fest davon aus, dass es keine vom Gesetzgeber angeordneten Bewertungsabschläge geben wird“, erklärt BVI-Hauptgeschäftsführer Stefan Seip. Das BMF habe selbst erklärt, zu allen Einzelheiten des Diskussionsentwurfs gesprächsbereit zu sein. Jegliche Änderung könne ohnehin erst frühestens in zwei Jahren in Kraft treten.
Seit Ende Oktober 2008 ist die Assetklasse zunehmend unter Regulierungsdruck geraten. Damals führte eine Kettenreaktion zu massiven Kapitalabflüssen, die für Liquiditätsengpässe und Fondsschließungen sorgte. Seitdem stehen offene Fonds unter besonderer Beobachtung. Rückfälle zwischenzeitlich wieder geöffneter Fonds und drastische Abwertungen von zwei Marktakteuren sorgten zudem wiederholt für negative Schlagzeilen. (hb)
Foto: Shutterstock