Die europäischen Gewerbeimmobilien-Investmentmärkte konnten sich trotz Finanzmarkt-Turbulenzen behaupten. Das Transaktionsvolumen im dritten Quartal 2011 lag nach Angaben der Immobilienberater von Jones Lang LaSalle (JLL) bei 28,8 Milliarden Euro – ein Plus 13 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal.
„Eigenkapital zielt nach wie vor auf den Sektor, das Produktangebot nimmt insgesamt zu. Auf der anderen Seite hat die wachsende Unsicherheit als Folge der Staatsverschuldungskrise und ein restriktives Kapitalmarktumfeld zu einer reduzierten Risikobereitschaft geführt. Gleichzeitig bleibt die Produktknappheit im Spitzensegment bestehen. In der Folge dieser Entwicklungen könnte es zu einem um etwa 10 % niedrigeren Transaktionsvolumen für 2011 kommen“, so die Einschätzung des Immobilienberatungsunternehmens.
Im Jahresvergleich ist das Transaktionsvolumen demnach um 26 Prozent angestiegen. EMEA-weit wurden in den ersten neun Monaten 2011 wurden 81,4 Milliarden Euro investiert, ein Anstieg von 21 Prozent gegenüber 2010. Der mit einem Anteil von 30 Prozent am Gesamtvolumen größte europäische Markt Großbritannien notierte JLL-Zahlen zufolge im dritten Quartal ein Wachstum von 16 Prozent gegenüber dem vorangegangenen zweiten Quartal 2011, gleichzeitig einen leichten Rückgang von drei Prozent im Jahresvergleich. „UK ist in den beiden ersten Quartalen hinter der Entwicklung beispielsweise in Deutschland und Frankreich zurückgeblieben. Auch wenn die Volumina beider Länder 2010 auf niedrigerem Niveau lagen, reflektiert dies zum einen die Investorenaversion gegen risikoreiche Anlagen, zum anderen aber auch das aktuell geringe Angebot an erstklassigem Produkt in UK“, so Robert Stassen, Leiter Capital Markets Research bei Jones Lang LaSalle.
Starke Zuwächse vermeldet JLL im Vergleich der jeweils dritten Quartale 2010 und 2011 in Deutschland (plus 79 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro), Frankreich (plus 26 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro), Skandinavien (Norwegen, Schweden, Dänemark) plus 60 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro sowie Mittel- und Osteuropa (plus 181 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro).
„Die nach wie vor als stabil eingeschätzten Investmentziele Deutschland und Frankreich profitieren von den aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Robuste Konjunkturaussichten sind treibende Kräfte für das Investoreninteresse in Skandinavien sowie Mittel- und Osteuropa“, so Richard Bloxam, Leiter European Capital Markets bei Jones Lang LaSalle. In Russland hat sich das Transaktionsvolumen im dritten Quartal nach JLL-Zahlen im Jahresvergleich verdoppelt. Für die ersten neun Monate addiert sich das Volumen demnach auf 3,5 Milliarden Euro, damit liegt der russische Markt auf Platz 5 der europäischen Investment-Rangliste. „Russland erlebt als Folge eines starken Aufschwungs der Nutzermärkte und der guten Kreditverfügbarkeit eine Rückkehr risikoaverser internationaler Investoren mit Fokus auf Core-Produkten“, so Thomas Devonshire-Griffin, Leiter Capital Markets bei Jones Lang LaSalle Russland.
In den Ländern, die von der Staatsschuldenkrise am stärksten betroffen sind, bleibt das Investmentvolumen größtenteils auf niedrigem Niveau. Ein Aufwärtstrend ist JLL-Angaben zufolge allerdings in Italien zu beobachten: mit investierten 1,2 Milliarden Euro im 3. Quartal schlägt im Jahresvergleich ein Plus von 63 Prozent zu Buche. Steigendes Investoreninteresse wird auch in Spanien registriert, freilich noch ohne positive Auswirkungen auf das Transaktionsvolumen.
40 Prozent des Investmentvolumens ging laut JLL europaweit auf das Konto des Bürosektors, 31 Prozent verbucht der Einzelhandelsbereich. Spitzenprodukte, insbesondere Shopping Center, die dem Core und Core+ Bereich zuzurechnen sind, bleiben gefragt. Die positiven Verbraucheraussichten haben Investments im Retailbereich insbesondere in Deutschland und Polen angetrieben, mit einem Anteil von 52 Prozent beziehungsweise 35 Prozent am Transaktionsvolumen in der Folge. (te)
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