Chancen in Ostdeutschland
Wie aber steht es mit dem Osten Deutschlands, wo im Allgemeinen die Leerstände höher und die wirtschaftliche Lage angespannter ist? Grundsätzlich ist das Preisniveau dort deutlich niedriger als im Westen, so dass Objekte günstiger erworben werden können. „In Ostdeutschland liegt das durchschnittliche Kaufpreisniveau für Zinshäuser in guten Lagen bei 12,5 Jahresmieten, wobei die Metropolen Dresden und Leipzig nicht in die Berechnung eingeflossen sind“, erläutert Goronczy. Das durchschnittliche Mietniveau in ostdeutschen Städten wird nach Einschätzung der HSH Nordbank in 2011 allerdings um voraussichtlich ein Prozent sinken.
Im Osten weisen Dresden und Potsdam die florierendsten Immobilienmärkte auf und sind in ihren Wachstumsaussichten bereits mit etablierten westdeutschen Großstädten vergleichbar, einschließlich dem gestiegenen Preisniveau. „In Dresden ist es bereits schwierig, noch Schnäppchen zu machen“, sagt Rieckhoff. Unter den B-Standorten seien sind vor allem Erfurt und Jena aussichtsreich.
„In Jena herrscht bereits Wohnungsmangel, Zinshäuser werden dort relativ hochpreisig gehandelt. In Erfurt gibt es eine gute Wohnraumnachfrage und gleichzeitig noch ein preiswertes Angebot an guten Objekten“, so der E&V-Researcher. Nach dem WGH-Marktbericht des Maklerhauses sind Zinshäuser in Jena im Schnitt zum 13,6-Fachen der Jahresmiete zu erwerben, womit die Rendite bei 7,35 Prozent liegt. In Erfurt ist lediglich das 12-Fache zu entrichten und damit eine hohe Rendite von 8,33 Prozent möglich.
Patrizia-Chef Egger ergänzt die Liste um weitere Kandidaten: „In den ostdeutschen Top-Standorten Potsdam, Jena, Erfurt, Dresden, Weimar und Leipzig war das Mietsteigerungspotential ähnlich hoch wie in vergleichbaren westdeutschen Top-Sechs-Standorten“, betont er. Zudem sei das Leerstandsrisiko nicht wesentlich größer als in Westdeutschland.
„Bis 2025 ist der Bedarf nach neuen Wohnungen hoch, so zeigt es unsere Analyse“, betont Egger. In Dresden liege er bei gut 40.000 Wohnungen, in Leipzig bei 37.500, gefolgt von Potsdam mit 15.600 Wohnungen, Erfurt mit 15.000 und Jena mit 8.500 benötigten Wohnungen. Somit sei die Nachfrage nach Wohnraum selbst in Städten mit einer negativen Bevölkerungsentwicklung, wie beispielsweise in Jena, ungebrochen.
Mehr Sicherheit in den Toplagen
Investoren auf der Suche nach Geheimtipps können somit auch in ostdeutschen Mittelstädten Renditeperlen finden. Allerdings gilt es aufgrund der schwierigeren wirtschaftlichen Situation an vielen Standorten mehr denn je, die Chancen der einzelnen Mikrolagen genau zu analysieren.
Grundsätzlich gilt: Wer eine Kapitalanlageimmobilie an einem B-Standort erwerben möchte, sollte möglichst Städte und Regionen wählen, die nicht weit vom eigenen Wohnort entfernt sind und an denen er regionale Expertise mitbringt. Zudem sollte die wirtschaftliche und demografische Situation eines Standorts genau analysiert werden. Wer eine möglichst hohe Sicherheit möchte, sollte in einer Mittelstadt auf die A-Lagen setzen.
Höhere Renditen sind dagegen aufgrund der niedrigeren Preise in mittleren Lagen möglich, erfordern allerdings ein großes Know-how. Bei Beachtung dieser Kriterien stehen die Chancen gut, mit Investments in B-Standorten attraktive Renditen zu erzielen.
Text: Barbara Kösling
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