Cash.: Sehen Sie eine verstärkte Tendenz zu überhitzten Teilmärkten in Metropolen?
Pfeiffenberger: Nein. Selbst ein Münchener Preisniveau – wenn man punktuell von einigen Straßenzügen oder Vierteln absieht – ist im gesamteuropäischen oder gar weltweiten Vergleich noch moderat. Das gilt auch für die großstädtischen Bereiche von Hamburg, Köln, Frankfurt oder Berlin. Wenn man überhaupt von einer Überhitzung sprechen kann, dann tendenziell in den Preisen von Eigentumswohnungen. Und dort auch nur in Märkten, die für Kapitalanleger attraktiv erscheinen. Bei den klassischen Einfamilienhäusern ist das in keinster Weise der Fall. Aber selbst, wenn mancherorts aufgrund des geringen Angebots derzeit die Preise steigen, ist die Frage, wie nachhaltig diese Entwicklung ist. Wenn der Investor zudem bereit ist, mehr Eigenmittel einzubringen, besteht kaum eine Gefahr der Überhitzung.
Cash.: Steigert der Run die Wohneigentumsquote?
Pfeiffenberger: Die Eigentumsquote wird sich so schnell nicht bewegen, weil wir trotz der jüngsten Steigerung noch immer niedrige Wohnungs-Fertigstellungszahlen haben. Selbst, wenn in diesem Jahr 280.000 Einheiten fertiggestellt werden, treibt das die Quote nicht wesentlich. Wir haben in den letzten Jahren stetig eine leichte Verbesserung gesehen, werden aber so schnell keine südeuropäischen Verhältnisse erreichen. Eine hohe Bevölkerungsdichte und eine starke Verstädterung, wie in Deutschland, führen tendenziell zudem zu geringeren Eigentumsquoten. In Großstädten lassen sich nicht nur Einfamilienhäuser bauen.
Annabrunner: Natürlich motiviert die geringere Zinsbelastung auch Haushalte, die vor fünf Jahren noch nicht darüber nachgedacht haben zum Immobilienerwerb. Ein Trend in diesem Segment ist daher die langfristige Zinsbindung beim Kauf.
Cash.: Wie stark motiviert das niedrige Zinsniveau? Was passiert bei einer Zinswende?
Annabrunner: Spätestens, wenn der Zinsmarkt wieder etwas anzieht werden Kunden und Berater auf einen Abschluss drängen. Das gibt dann kurzfristig einen zusätzlichen Schub im Geschäft.
Pfeiffenberger: In der Langfristbetrachtung zeigt sich, dass der Zinseinfluss überschätzt wird. Auch bei einem Niveau von sieben Prozent wird gekauft und gebaut. Die Neunziger zeigen, dass das Geschäft nicht kleiner, sondern eher größer war. Auch, wenn es damals noch staatliche Förderprogramme gab. Die seit einigen Jahren anhaltende Niedrigzinsphase hat bislang auch noch nicht dazu geführt, dass die Bautätigkeit und die Fertigstellungszahlen dramatisch nach oben geschnellt sind. Da besteht kein eindeutiger Zusammenhang.
Seite 3: Bausparen und Wohn-Riester sind gut nachgefragt