Kosten für energetische Sanierung werden unterschätzt

Immobilienkäufer achten nach einer Untersuchung von Immobilienscout24 verstärkt auf den energetischen Zustand eines Objekts. Allerdings würden die Kosten für die energetische Sanierung oft unterschätzt.

Der energetische Zustand eines Objekts ist für viele Interessenten mittlerweile ein wichtiges Kriterium beim Immobilienkauf. Die Kosten für eine energetische Sanierung werden aber oft unterschätzt.

Mit der Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV) werden die gesetzlichen Anforderungen für die energetische Qualität von Immobilien im kommenden Jahr noch einmal verschärft.

Im Vergleich zu den Daten von vor zwei Jahren zeige sich, dass Käufer mehr auf den energetischen Zustand einer Immobilie etwa bei Heizung und Dämmung achten, so Immobilienscout24. Viele Käufer seien sich allerdings der tatsächlichen Kosten für eine Sanierung oder Modernisierung nicht bewusst. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Immobilienbarometer von Interhyp und Immobilienscout24, für das 1.722 Kaufinteressenten befragt wurden.

Energieeffizienz entscheidendes Kriterium

Die Energieeffizienz einer Immobilie sei mittlerweile eines der entscheidenden Kriterien für Immobilienkäufer. Die große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) gibt an, dass Dämmung, Heizung und Co. ihnen wichtig (60 Prozent) oder sehr wichtig (23 Prozent) sind. Eigennutzer (85 Prozent) haben ein höheres Interesse an einer energetisch sanierten Immobilie als Kapitalanleger (74 Prozent).

In den vergangenen zwei Jahren hat das Interesse von potenziellen Immobilienkäufern am energetischen Zustand von Objekten laut Immobilienscout24 noch einmal deutlich zugenommen. Für Dreiviertel der Befragten (71 Prozent) sei bei der Ausstattung der Immobilie eine moderne Heizungsanlage wichtig. Im Jahr 2011 sei dies nur für 60 Prozent von Bedeutung gewesen.

Eine Außenwanddämmung spiele für fast zwei Drittel der Befragten eine Rolle (63 Prozent in 2013 im Vergleich zu 58 Prozent in 2011).

Folgekosten werden unterschätzt

Für die energetische Sanierung plant den Angaben zufolge die Hälfte aller Kaufinteressenten Folgeinvestitionen ein. Allerdings könnte davon fast ein Fünftel (18 Prozent) die mögliche finanzielle Belastung nicht einschätzen. Über die Hälfte von ihnen (54 Prozent) rechnet mit Kosten bis maximal 30.000 Euro. Nur etwa jeder Zehnte (9,5 Prozent) rechne mit Kosten über 50.000 Euro.

Eine umfangreiche energetische Sanierung könne aber nach einer Auswertung von Interhyp oft auch teurer werden: Demnach lag die durchschnittliche Höhe für Umbau- und Modernisierungsdarlehen im vergangenen Jahr bei rund 90.000 Euro.

Der Energieausweis fällt durch

Die Energieeffizienz einer Immobilie ist zwar ein entscheidendes Kriterium bei der Kaufentscheidung, aber der Energieausweis, der für Transparenz im Hinblick auf die Energiekosten eines Wohnobjektes sorgen soll, erhält von Kaufinteressenten schlechte Noten.

Nur ein Zehntel der Befragten fühlt sich durch den Ausweis gut informiert (11 Prozent). „Teilweise hilfreich“ lautet das Urteil von knapp der Hälfte (49 Prozent) und für ein Viertel hat der Energieausweis gar keinen Mehrwert (24 Prozent). Größter Kritikpunkt sei wie schon in den Jahren zuvor, dass der Energieausweis zwar über den Energieverbrauch, vielfach aber nicht über den energetischen Zustand der Immobilie Auskunft gibt.

„Die Verschärfung der energetischen Standards müssen vor allem Kapitalanleger im Auge behalten“, erklärt Marc Stilke, CEO von Immobilienscout24. „Für Eigennutzer spielen vorrangig die Einsparungen von Energiekosten eine große Rolle. Immobilieninteressenten sollten vor dem Kauf in jedem Fall einen Experten zu Rate ziehen, um Folgekosten realistisch einschätzen zu können.“

„Der energetische Zustand eines Objektes ist für Kaufinteressenten von immer größerer Bedeutung. Die Investitionen dafür werden aber zum Teil unterschätzt“, ergänzt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG. „Was viele jedoch nicht wissen: Die Zinsen für die Finanzierung einer energetischen Sanierung sind derzeit sehr niedrig und der Staat hilft bei einer solchen Finanzierung oft mit zinsgünstigen Krediten.“ (bk)

Foto: Shutterstock

 

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