Die steigenden Mieten, Inflationsängste und die als bedrohlich empfundenen Turbulenzen auf den Finanzmärkten befördern das Sicherheitsdenken der Menschen – und das Geschäft der Bausparkassen. Die zehn Landesbausparkassen melden für 2012 rund 1,4 Millionen Neuabschlüsse (plus 3,3 Prozent gegenüber 2011).
Die Bausparsumme von 37,1 Milliarden Euro erreichte mit einem Anstieg um 3,9 Prozent das bisherige Rekordvolumen aus dem Jahr 2003. Die zwölf privaten Bausparkassen haben 2012 über 2,1 Millionen neue Verträge abgeschlossen, 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die dazugehörige Bausparsumme stieg um 1,6 Prozent auf 65,6 Milliarden Euro. Bei den Baugeldauszahlungen gab es ein Plus von 2,8 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro.
Grundprinzip des Bausparens: Mit einer Bausparkasse wird ein Sparvertrag über eine gewünschte Summe abgeschlossen. In der Ansparphase werden üblicherweise 40 bis 50 Prozent dieser Summe eingezahlt. Ist der Vertrag zuteilungsreif, kann sich der Bausparer sein angespartes Vermögen auszahlen lassen und den Differenzbetrag zur Bausparsumme als günstiges Bauspardarlehen bekommen.
Bausparen: Staatliche Zulagen und hohe Flexibilität
Der künftige Zins wird bereits bei Vertragsabschluss festgelegt – in der aktuellen Niedrigzinsphase ein deutlicher Vorteil des Produkts. In der Regel ist die Bausparfinanzierung jedoch keine Vollfinanzierung, sondern wird im Schnitt für rund ein Drittel der Darlehenssumme verwendet.
Der Charme des Produktes liegt neben den für die ganze Laufzeit festgeschriebenen Zinsen auch in den staatlichen Zulagen und in der hohen Flexibilität. „Tarife und Optionen sind so vielfältig wie die Bedürfnisse der Kunden“, sagt Hartwig Hamm. „Schnelles Ansparen und schnelles Tilgen, Sondereinzahlungen- und tilgungen, Mehrzuteilungen, frühzeitige Wahlzuteilung, Kombikredite, die Bausparvertrag und Darlehen koppeln oder auch das Modell der Sofortfinanzierung. Junge Bausparer wollen die staatlichen Zulagen erhalten und zunächst Eigenkapital aufbauen, um dann zu sehen, was sie daraus machen“.
Energetische Sanierung nimmt zu
Zwei Drittel der Bauspargelder werden mittlerweile für Modernisierungen und Umbauten eingesetzt. „Das wird an Bedeutung zunehmen. Ohne eine energetische Erneuerung des veralteten Häuserbestands ist die Energiewende nicht denkbar“, sagt Schwäbisch Hall-Chef Metz. Eine Entwicklung, die noch zu wenig Beachtung finde, sei der altersgerechte Umbau bestehender Immobilien.
Für Bauwillige ist die Entwicklung der Darlehenszinsen interessant. Baugeld sei zwar etwas teurer geworden, liege aber immer noch um 0,2 Prozent niedriger als im Juli 2012, im Vergleich zu 2011 seien es sogar 1,5 Prozent, so Herbst.
Niedriges Zinsniveau von Dauer
„Wir gehen davon aus, dass das politisch gewollte niedrige Zinsniveau noch eine Zeitlang anhalten wird“, sagt Markovic-Sobau von Wüstenrot. Wer also bauen oder einen Immobilienkredit umschulden will, sollte sich darauf einstellen, eine höhere Tilgung einzubauen und lange Laufzeiten wählen, empfiehlt Metz.
Auf eine Option weist Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher des Lübecker Finanzdienstleisters Dr. Klein hin: „Zinssicherheit bietet neben Darlehen mit sehr langen Zinsbindungen auch eine Kombination mit einem Bausparvertrag. Bei dem klassischen Baufinanzierungsdarlehen kann dann eine kürzere Zinsbindung und damit ein niedrigerer Zinssatz vereinbart werden. Mit dem günstigen Bauspardarlehen wird die Restschuld am Ende der Zinsbindung des Baufinanzierungsdarlehens abgesichert“.
Autorin Sabine Richter ist freie Immobilienjournalistin in Hamburg.
Foto: Uwe Toelle für LBS