Zinsentwicklung: „Regelrechter Run auf Wohneigentum“

Über die Zinsentwicklung und die hohe Nachfrage nach Baufinanzierungen sprach Cash. mit Robert Annabrunner, Fachbereichsleiter Drittvertrieb der Postbank-Tochter DSL Bank.

Zinsentwicklung: Annabrunner, DSL Bank
Robert Annabrunner, DSL Bank: „Bei der Zinsentwicklung sprechen viele Anzeichen für eine Trendwende.“

Cash.: Welche Zinsentwicklung beobachten Sie aktuell am Baufinanzierungsmarkt?

Annabrunner: Die Nachfrage ist ebenso gestiegen wie die Finanzierungsvolumina. Die derzeit immer noch sehr günstigen Konditionen erleichtern die Entscheidung für viele Interessenten zum Kauf oder Neubau einer Immobilie.

Dazu kommt: Viele Privatanleger setzen nach der Krise an den Finanzmärkten auf Sicherheit. Das führt dazu, dass werthaltige Immobilien weiter gefragt sind und damit auch die Preise beflügelt werden. Vor allem in den beliebten Lagen der größten deutschen Metropolen sind die Preise für Immobilien zum Teil deutlich angestiegen.

Welche Zinsentwicklung erwarten Sie für das laufende Jahr 2013?

Auf längere Sicht dürfte der Tiefstand bei den Zinssätzen erreicht sein. Die Zinsentwicklung war 2012 sehr stark durch die Staatsschuldenkrise beeinflusst. Mittlerweile ist aber eine deutliche Entspannung zu erkennen. Daher dürften die Renditen tendenziell steigen und mit ihnen auch die Zinssätze für Hypothekendarlehen.

Bei der Zinsentwicklung sprechen also viele Anzeichen für eine Trendwende – wenn nicht heute oder morgen, so doch in den nächsten Monaten. Derzeit gibt es einen regelrechten Run auf Wohneigentum, sowohl von Eigennutzern als auch Kapitalanlegern.

Wird es für Käufer auch mit wenig oder ohne Eigenkapital leichter, eine Baufinanzierung abzuschließen?

Aufgrund der niedrigen Zinsen leisten sich auch Menschen eine Immobilie, für die dies in der Vergangenheit vielleicht nicht möglich gewesen wäre.

Niedrige Zinsen sind aber nicht allein entscheidend. Durch die starke Nachfrage sind auch die Preise gerade in den Ballungsräumen gestiegen. Bauherren oder Käufer sollten sich nicht überschätzen und die Belastungen sowie mögliche Kostensteigerungen auch stemmen können.

Es gilt daher nach wie vor die Faustregel, dass man etwa 20 Prozent Eigenkapital mitbringen sollte. Ist das Eigenkapital niedriger, muss die Bonität stimmen. Daher werden 100-Prozent-Finanzierungen nur an Kunden zugesagt, die über eine gute Bonität verfügen und somit unseren hohen Anforderungen entsprechen.

Welche Produkttrends beobachten Sie derzeit?

In Niedrigzinsphasen ist es natürlich immer empfehlenswert, sich die aktuell bestehenden günstigen Zinskonditionen durch eine möglichst langfristige Zinsfestschreibung zu sichern. Das haben unsere Kunden klar erkannt. Fester Zinssatz, fixe Tilgungsraten – diese starre Regel gehört der Vergangenheit an. Sondertilgungsmöglichkeiten und die Veränderung der Tilgungshöhe sind heute Standard. Diese Optionen werden in einem bestimmten Rahmen kostenfrei angeboten und von unseren Kunden gerne genutzt. Um für die gesamte Laufzeit unabhängig von möglicherweise steigenden Kapitalmarktzinsen zu sein, bietet sich eine bausparunterlegte Finanzierung an.

Worauf sollten Finanzierungsberater in der Baufinanzierung derzeit besonders achten?

Jeder Finanzierungsberater sollte darauf bedacht sein, das Zinsänderungsrisiko für seine Kunden zu minimieren. Dazu muss natürlich die individuelle Situation und Lebensplanung berücksichtigt werden.

Nach Ablauf der Zinsbindung muss der Darlehensnehmer eine Anschlussfinanzierung über den Restschuldbetrag vornehmen – sollte das Zinsniveau seit Darlehensabschluss gestiegen sein, kann sich die Zinsbelastung spürbar verteuern. Wir denken derzeit über Regeln nach, die zum Schutz unserer Kunden genau diese Risiken eingrenzen sollen.

Interview: Barbara Kösling

Foto: DSL Bank

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