70 Prozent der Bundesbürger haben subjektiv einen guten Eindruck von ihrer Beratung zur Baufinanzierung, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Immobilienportals Immobilienscout24. An objektiv gemessenen Kriterien offenbaren sich demnach jedoch oftmals Mängel in der Beratung.
Die Mehrheit der Kunden bewertet der Umfrage zufolge die Konditionen und Zinsen für ihre Baufinanzierung als günstig und ist der Ansicht, eine gute Beratung erhalten zu haben (jeweils 70 Prozent).
Allerdings geben demnach nur 54 Prozent der Befragten an, über die Risiken einer Baufinanzierung aufgeklärt worden zu sein. Banken genießen bei den Kunden kaum einen Vertrauensbonus, heißt es in der Umfrage. Sie werden demnach häufig schlechter bewertet als unabhängige Finanzberater.
Elementare Fehler bei der Beratung
Um die subjektive Einschätzung der Beratungsleistung zu überprüfen, wurden im Rahmen der Umfrage zusätzlich objektive Fragen zum Beratungsgespräch herangezogen. Hier zeige sich eine Diskrepanz zwischen der gefühlten Beratungsqualität und den tatsächlichen Inhalten der Beratung.
Demnach werden in etwa einem Fünftel der Beratungen elementare Fehler gemacht, da eine detaillierte Aufstellung der Lebenshaltungskosten nicht stattfindet (17 Prozent). Ebenso häufig werde nicht ermittelt, ob die Finanzierung im Einzelfall für den Kunden überhaupt tragbar sei.
Mangelnde Transparenz bei der Provision
„Banken und unabhängige Finanzberater vermitteln ihren Kunden das Gefühl gut beraten zu werden“, erläutert Professor Steffen Sebastian, Lehrstuhl für Immobilienfinanzierung der Universität Regensburg, der die Umfrage gemeinsam mit Immobilienscout24 entwickelt hat. Tatsächlich lasse die Qualität der Beratung oft zu wünschen übrig, wie sich anhand objektiver Kriterien konkret zeige, so Sebastian weiter.
Auffällig findet der Experte vor allem die mangelnde Transparenz beim Thema Provision – trotz gesetzlicher Aufklärungspflichten. Tatsächlich klären nach Angabe der Befragten nur 49 Prozent der Finanzberater und 24 Prozent der Bankberater über die Höhe ihrer Provisionen auf.
Experte rät Verbrauchern zu kritischen Nachfragen
Auch in anderen Bereichen besteht der Umfrage zufolge Verbesserungsbedarf: Mehrere Finanzierungsalternativen werden demnach in vielen, aber nicht allen Fällen vorgeschlagen (73 Prozent). Hier schneiden unabhängige Finanzberater besser ab als die beratenden Banken (79 beziehungsweise 67 Prozent), so die Umfrage. Noch schlechter sieht es demnach bei einer komplexen Finanzierungslösung aus: In nur 41 Prozent der Beratungsgespräche werde über die Nachteile aufgeklärt.
Dies sei insbesondere brisant, da eine einfache Hypothekenfinanzierung in etwa vier von zehn Beratungen nicht vorgeschlagen wurde, heißt es in der Umfrage „Es drängt sich die Vermutung auf, dass sowohl Finanzberater als auch Banken vor allem ihre Provision maximieren wollen“, meint Professor Sebastian. Hier sei auch der Verbraucher in der Pflicht, sich umfassend zu informieren und im Gespräch kritisch nachzufragen.
Für die Studie „Banken Image Indikator“ von Immobilienscout24 und Professor Steffen Sebastian wurden knapp 1.800 Baufinanzierungskunden befragt, welche bei Immobilienscout24 eine Baufinanzierung angefragt und zu einem späteren Zeitpunkt eine Baufinanzierung abgeschlossen haben. (jb)
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