Die Praxis zeigt aber auch, dass durch Kompromisse letztlich ein Mehrwert für alle Beteiligten besteht, da ja dann die Mehrheit mit zieht (zumindest die mathematisch korrekten 50,1 Prozent und nicht die Kommunikationsstarken 0,4 Prozent.).
Die Immobilienbranche sollte schnellstens diese Entwicklung zur Kenntnis nehmen und zeitgemäß agieren. Die Trotzecke („dann bauen wir halt woanders, wo man dankbar ist“) ist eher peinlich, denn lösungsstiftend.
Deshalb auch selbstkritisch angemerkt: wir beherrschen zwar die excelbasierten cash flow Analysen mit einem forecast von 15 Jahren und sorgen für eine Flut von Solarzellen auf den bundesdeutschen Dächern und einem guten Projektentwicklergewinn. Doch sind wir 2014 wirklich in der Lage dem Bürger zu vermitteln wie Städte umgebaut werden müssen im Sinne von urban, nachhaltig, mobilitätskonform und sozial ausgewogen?
Funktionierende Infrastruktur bei knappen Kassen
Um den zukünftigen Generationen eine funktionierende Infrastruktur bei knappen Kassen zu hinterlassen, auf das es diese dann anders und hoffentlich besser machen als unsere Vorgänger in den 70er Jahren mit ihrem funktionalen autogerechten Retrocharme über den wir uns heute beklagen?
Nach 20 Jahren immobilienwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung Deutschland befinden wir uns offensichtlich an einer Stelle, in der die bisherige lineare, professionell durchgeführte Wissensvermittlung einen neuen Wissensschub erfahren muss in Verbindung mit einem hohen Willen an Einmischung und Vertretung der Belange.
Stadtumbau, Infrastrukturplanung und Mediation in die Lehrpläne
Auf den zukünftigen Lehrplänen gerade bei der wichtigen Fortbildung sollte deshalb mehr denn je auch „Stadtumbau“ – „Infrastrukturplanung“ – „Mediation“ und „Kreativität“ stehen.
Für ökonomische Kreativität gibt es aber noch kein passendes Microsoft Programm. Hier ist Gott sei Dank dann wieder der Immobilienmensch mit seiner Erfahrung und Gespür gefragt. Nur so lässt sich die Angst der Mitbürger vor dem Backstein und seiner Veränderung sinnstiftend bekämpfen.
Dr. Thomas Beyerle ist Managing Director und Leiter der Researchabteilung bei der Catella Property Valuation GmbH.
Foto: Christian Daitche