Cash. sprach mit Christoph Zschaetzsch, Leiter Baufinanzierung bei der Deutschen Bank, über die aktuell hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien und die Zinsentwicklung.
Cash.: Die Käufernachfrage nach Wohnimmobilien ist derzeit hoch. Worin liegen die Gründe dafür?
Zschaetzsch: Dank eines intakten Markt-umfelds, attraktiver Mietrenditen und steigender Preise bleiben Wohnimmobilien für private Käufer unverändert interessant. Durch das günstige Baugeld entsteht im privaten Bereich häufig ein höheres Erschwinglichkeitsgefühl für Immobilien. Bei Kunden mit einem Immobilienwunsch erleichtert das die Entscheidung, jetzt ihren Traum vom eigenen Heim zu realisieren.
Besteht die Gefahr einer Immobilienblase?
Wir sehen noch keine Preisblase bei deutschen Immobilien. Im Großen und Ganzen handelt es sich eher um eine Normalisierung eines lange unterbewerten Marktes. Inflationsbereinigt liegen Immobilien in Deutschland derzeit auf dem Preisniveau von 1999. Allerdings haben die Preise und Mieten für Neubauwohnungen zuletzt deutlich stärker angezogen als die von Bestandswohnungen. Dies gilt vor allem in einigen Ballungsräumen wie Frankfurt, Hamburg oder München. Dort steigen die Preise insbesondere in den Top-Lagen aufgrund hoher Nachfrage schneller als die Mieten, was die Mietrenditen tendenziell drückt. In besonders stark nachgefragten Regionen können nach wie vor gute Mietrenditen erzielt werden. Beim Immobilienkauf für Selbstnutzer und Anleger ist es natürlich immer entscheidend, Objekt und Entwicklung vor Ort genau unter die Lupe zu nehmen.
Schlägt sich die hohe Nachfrage nach Immobilien auch in einem Anstieg der Baufinanzierungen nieder?
Ja, der Baufinanzierungsmarkt hat in den vergangenen Jahren zugelegt. Im Schnitt betrug das Wachstum rund zwei bis drei Prozent. Zum Jahresende 2014 hatte die Nachfrage nach Immobilienkrediten angezogen, was sich entsprechend auch in den Volumina niederschlug. Insgesamt zeigt der deutsche Markt dennoch eine weitaus geringere Dynamik als in anderen Ländern, wo Preissteigerungen für Immobilien mit weitaus deutlicheren Anstiegen der Kreditvolumina einhergingen.
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Deutschland ist im europäischen Vergleich ein Land mit relativ niedriger Wohneigentumsquote. Zeichnet sich derzeit ein Mentalitätswandel ab?
Wohneigentumsquoten verändern sich eher längerfristig. In Deutschland ist der Anteil der Eigenheimer seit Ende der 1990er-Jahre gestiegen und dieser Trend dürfte sich aller Voraussicht nach fortsetzen. Das ist zum einen strukturell bedingt, weil ältere Haushalte häufiger Eigentümer sind und deren Anzahl wächst. Zum anderen ist der Wunsch nach Eigentum weiterhin groß und soweit die Bedingungen günstig sind, wird die Chance, diesen zu verwirklichen, auch genutzt.
Die Baufinanzierungszinsen sind in den vergangenen Monaten gestiegen. Wird sich diese Entwicklung fortsetzen?
Die Bauzinsen in Deutschland sind immer noch sehr niedrig. Zwar haben aktuell die Anleiherenditen gegenüber Tiefstständen Mitte April deutlich angezogen, sie befinden sich aber weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Baugeld war im zweiten Quartal günstiger im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts der weiterhin lockeren Geldpolitik der europäischen Zentralbank dürfte Baugeld daher auch in den kommenden Monaten relativ günstig bleiben, wenngleich der Tiefpunkt bei den Bauzinsen möglicherweise erreicht worden ist.
Das Gespräch führte Barbara Kösling, Cash.
Foto: Deutsche Bank