Die Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen hat in einer zweiten Welle erneut Tausenden Bausparern hoch verzinste Altverträge gekündigt.
Im Februar habe es eine Kündigungsaktion von übersparten Bausparverträgen gegeben, also von Kontrakten, bei denen die Bausparsumme schon zu mindestens 100 Prozent angespart war.
Dabei seien etwa 2200 Verträge zum 31. Mai 2015 gekündigt worden, teilte eine LBS-Sprecherin auf Anfrage mit.
4500 Bausparverträge gekündigt
Zum gleichen Datum hatte die LBS bereits etwa 4500 Bausparverträge gekündigt, die nach Angaben des Anbieters seit mehr als zehn Jahren zuteilungsreif waren, bei denen Kunden aber kein Darlehen beantragten. Bis Ende Februar gingen bei der LBS wegen dieser Kündigungen 637 Beschwerden ein, Klagen lägen nicht vor.
In der Kanzlei Nieding + Barth indes ist nach Angaben der Frankfurter Anlegeranwälte eine niedrige zweistellige Anzahl an Klagen in Vorbereitung.
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„Kündigungen sind unwirksam“
„Die erklärten Kündigungen sind unwirksam“, erklärt Rechtsanwalt Marvin Müller-Blom. „Weder steht der Bausparkasse unseres Erachtens ein solches Kündigungsrecht zu noch kann ein solches aus einer Störung der Geschäftsgrundlage hergeleitet werden.“
Weil die Sparzinsen im Keller sind, lassen viele Bausparer ihre oft relativ hoch verzinsten Altverträge weiterlaufen. Bausparkassen müssen daher etlichen Kunden noch vergleichsweise hohe Zinsen zahlen, erwirtschaften selbst aktuell aber kaum noch Rendite mit dem Geld. Dadurch sinkt ihr Gewinn.
Die LBS Hessen-Thüringen argumentiert wie andere Bausparkassen, es sei nicht Vertragszweck, Anlegern per Bausparvertrag zeitlich unbegrenzt eine festverzinsliche Kapitalanlage zu ermöglichen.
Quelle: dpa-AFX
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