Wie reagieren Sie in der Baufinanzierungsberatung auf das aktuell immer noch niedrige Zinsniveau?
Natürlich sollten sich Käufer die Zinsen möglichst lange sichern; bis zu 20 Jahre Festschreibung werden etwa von der DSL Bank als Annuitäten-Darlehen angeboten. Wird zudem parallel einen Bausparvertrag angespart, kann zumindest für einen Teil des Restdarlehens die Phase hoher Sicherheit noch verlängert werden oder eine Reserve für mögliche Instandhaltung geschaffen werden. Und das zu einem einmalig günstigen Preis. Zudem sollte die anfängliche Kredittilgung nicht nur bei einem Prozent, sondern höher liegen. So wird vermieden, dass Niedrigzinsen auch zu historisch langen Tilgungszeiträumen führen. Mindestens zwei Prozent Tilgung sind daher empfehlenswert und auch üblich. Käufer sollten auf jeden Fall mit Beginn des Ruhestands den größten Teil ihrer Hypotheken getilgt haben.
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Worauf sollten Berater bei einem Kundengespräch zur Baufinanzierung in der aktuellen Situation besonders achten?
Die Niedrigzinsphase erfordert besondere Strategien bei der Immobilienfinanzierung, das haben auch die meisten Kunden erkannt. Hier ist der Finanzberater gefragt, denn die Wahl des richtigen Finanzierungskonzeptes kann ebenso komplex sein wie die individuelle Lebenssituation jedes Kunden. Für mich gehört besonders die Information über die Chancen und Möglichkeiten der Wohn-Riester-Förderung oder Mittel der KfW zu jeder guten Baufinanzierungsberatung. Es ist zudem die Aufgabe des Finanzberaters, die Kreditvergabe verantwortungsvoll zu gestalten und Kunden vor drohender Überschuldung zu schützen. Darum gilt immer noch die alte Faustregel: mindestens 20 Prozent Eigenkapital. Nur bei entsprechend angemessener Bonität werden unsere Berater auch Finanzierungsmodelle für Käufer mit weniger Kapital entwickeln. Schließlich werden Erträge im Kreditgeschäft mit Privatkunden nicht mit riskanten, sondern mit problemlos laufenden Finanzierungen generiert. Insofern ist es sowohl im Kunden- als auch im Bankinteresse, im Rahmen der Bonitätsbetrachtung der Kunden über die Haushaltsrechnung Liquiditätspuffer einfließen zu lassen.
Interview: Barbara Kösling
Foto: Postbank