Cash. sprach mit Thilo Wiegand, Vorstandsvorsitzender der Europace AG, über die Nachfrage nach Baufinanzierungen und die Entwicklung der Vertriebswege.
Cash.: Die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland ist derzeit hoch. Wie wirkt sich dies auf das Finanzierungsvolumen aus?
Wiegand: Das Finanzierungsvolumen ist bereits gestiegen. Die Darlehenssummen in Europace sind im Durchschnitt, das heißt in der einzelnen Finanzierung, von 150.000 Euro in 2010 auf über 170.000 Euro in diesem Jahr gewachsen. Doch auch insgesamt hat das Neugeschäft am deutschen Markt erstmals seit Jahren zugelegt. Das zeigen die Zahlen der Bundesbank. Das anhaltende Zinstief beflügelt die Nachfrage nach Wohneigentum, zumal es an vermeintlich sicheren Anlagealternativen mangelt. Gleichzeitig ist in den Zuzugsgebieten der Ballungszentren frei verfügbarer Wohnraum rar geworden – sei es zur Miete oder als Eigentum. Das lässt die Preise für Kauf und Erstellung einer Immobilie steigen – und mit ihnen auch die Darlehenssummen. Den Preisanstieg und die leider ebenfalls steigenden Nebenkosten allein mit Eigenkapital aufzufangen, ist vielen Verbrauchern nicht möglich. Aber aktuell auch nicht nötig, da durch die Niedrigzinsen höhere Darlehen erschwinglich sind.
Wie hat sich die Niedrigzinsphase auf die Wahl der Zinsbindung ausgewirkt?
Die meisten Darlehensnehmer wählen immer noch eine Zinsbindungsdauer von zehn Jahren. Ihr Anteil hat in der Niedrigzinsphase jedoch abgenommen, von zwei Dritteln auf knapp die Hälfte der Darlehen. In der Gunst der Verbraucher sehr stark gestiegen sind länger laufender Darlehen über 15 Jahre, 20 Jahre und mehr. Lag die durchschnittliche Zinsbindung für über Europace abgeschlossene Darlehen vor fünf Jahren bei zehn Jahren, so liegt sie gegenwärtig bei rund 13 Jahren.
Seite zwei: „Finanzvermittler werden stärker“
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