Finanzielle Schieflage in der Wohngebäudeversicherung

Die erhöhte Zahlungsbereitschaft der Immobilieneigentümer für ihre Immobilienpolicen schlägt sich noch nicht in den Bilanzen der Versicherer nieder. Die ausgezahlten Summen in der Wohngebäudeversicherung übersteigen die Einnahmen der Gesellschaften derzeit bei weitem.

Es bleibt zu hoffen, dass die Assekuranzen ihre finanzielle Schieflage in der Wohngebäudeversicherung in den Griff bekommen.

„Nach allem, was wir von unseren Partnergesellschaften hören – die sicherlich den Gesamtmarkt repräsentieren – ist das Geschäft heute nur bedingt rentabel. Das liegt daran, dass die Absicherung im Bereich Wohngebäude innerhalb der letzten knapp 20 Jahre immer kostenintensiver für die Gesellschaften geworden ist“, erklärt Dr. Günther Blaich, Mitglied der Geschäftsführung von Swiss Life Select Deutschland, einem Tochterunternehmen des Schweizer Versicherers Swiss Life.

„Geschäft nur bedingt rentabel“

Leistungen wie der Wiederaufbau von schadhaften Gebäuden, die Versicherbarkeit älterer Bestandsimmobilien und Schadenquoten bei häufig über 100 Prozent belasten die Budgets laut Blaich immer stärker.

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Die Axa ist vom Verlustgeschäft ebenfalls betroffen. „Wir hatten im Rahmen von Flutkatastrophen und extremen Hagel- und Sturmschäden in den zurückliegenden Jahren teils erhebliche Aufwendungen. Hinzu kommt ein alternder Gebäudebestand mit vermehrten Wasserschäden“, sagt Steffen Fries, Experte für das Grundstücks- und Wohnungsversicherungen bei der Axa.

Verluste von acht Milliarden Euro

Der GDV summiert die Verluste der Branche in der Wohngebäudeversicherung seit 2002 auf fast acht Milliarden Euro.

„Der wesentliche Kostentreiber in der Gebäudeversicherung sind Leitungswasserschäden. 2013 zahlten die Wohngebäudeversicherer für 1,1 Millionen Leitungswasserschäden etwas über zwei Milliarden Euro an ihre Kunden. 2014 steigen diese Leistungen voraussichtlich auf 2,5 Milliarden Euro bei in etwa praktisch gleichbleibender Anzahl der Schäden. Die Schadendurchschnitte steigen damit ebenfalls deutlich an“, erläutert Oliver Hauner, Leiter Sachversicherung beim GDV.

„Die Beiträge der Versicherten erhöhten sich in den letzten Jahren um gut fünf Prozent. Gleichzeitig stiegen die Leistungen jedoch in mindestens dem gleichen Ausmaß an, sodass sich keine grundsätzliche Verbesserung der Situation eingestellt hat“, so der Experte weiter.

Es bleibt zu hoffen, dass die Assekuranzen ihre finanzielle Schieflage in den Griff bekommen und weiterhin ein breites Spektrum an Policen anbieten. (st)

Foto: Swiss Life

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