Cash. sprach mit Christoph Zschaetzsch, Leiter Baufinanzierung bei der Deutschen Bank, über die Zinsentwicklung und über geeignete Finanzierungsstrategien für Immobilienkäufer.
Cash.: Nach Anstiegen im vergangenen Jahr sind die Baufinanzierungszinsen momentan fast wieder auf ihrem Tiefstand. Welche Entwicklung erwarten Sie für das laufende Jahr?
Zschaetzsch: Nach dem Tiefstand im Mai 2015 war bis in den Spätherbst hinein ein leichter Anstieg der Bauzinsen zu verzeichnen. Zum Jahresende war Baugeld wieder ein wenig günstiger. 2015 lagen wir insgesamt bei unter zwei Prozent für Baugeld mit fünf- bis zehnjähriger Zinsbindung. Im historischen Vergleich sind die Bauzinsen damit weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine Anhebung des Leitzinses, wie in den USA bereits erfolgt, erwarten wir vorerst für die Eurozone nicht. Angesichts der weiterhin sehr lockeren Geldpolitik der EZB und einem voraussichtlich eher moderaten Renditeanstieg bei Bundesanleihen dürfte Baugeld auch 2016 vergleichsweise günstig bleiben.
Sollten Interessenten jetzt möglichst schnell einen Immobilienkauf tätigen?
Die niedrigen Bauzinsen motivieren natürlich zum Kauf und durch das niedrige Zinsniveau ist der Anreiz hoch, die Eigenkapitalquote gering zu halten. Wir empfehlen jedoch nach wie vor eine Finanzierung mit einer Eigenkapitalquote von mindestens 20 Prozent, denn eine Baufinanzierung muss nachhaltig finanzierbar sein. Grundvoraussetzung ist daher eine individuelle und umfassende Beratung.
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Sollten Immobilienkäufer das günstige Zinsniveau möglichst langfristig festschreiben?
Die Wahl der Laufzeit hängt wesentlich von der individuellen Situation des Kunden, seinen Präferenzen und seiner finanziellen Belastbarkeit ab. Eine längere Zinsbindung von beispielsweise 15 oder 20 Jahren hilft, das günstige Zinsniveau langfristig zu sichern. Der Vorteil für Baufinanzierungskunden: Sie selbst können ihr Darlehen schon zehn Jahre nach Vollauszahlung mit einer Frist von sechs Monaten ohne finanzielle Nachteile kündigen.
Erwarten Sie, dass sich das Wachstum der Wohnimmobilienpreise in den Ballungsräumen weiter fortsetzt?
Ja, die Preissteigerung bei Wohnimmobilien dürfte sich auch 2016 fortsetzen. Auf der einen Seite sehen wir eine anhaltend starke Nachfrage nach Wohnraum, insbesondere in Ballungsräumen. Andererseits besteht gerade in Großstädten ein begrenztes Wohnangebot. Dies dürfte zu entsprechenden Preissteigerungen führen. Allerdings gilt dies nicht für alle Lagen. Wir sehen weiter große regionale Unterschiede bei der Preisentwicklung. Insgesamt bleibt Wohneigentum in Deutschland erschwinglich, da nicht nur die Preise, sondern auch die Einkommen steigen. Hinzu kommen die günstigen Bauzinsen.
Interview: Barbara Kösling
Foto: Deutsche Bank