Flüchtlinge heben Raumbedarf
Darüber hinaus wird auch der starke Zuzug von Flüchtlingen den Bedarf weiter erhöhen. Professor Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS International Real Estate Business School und Direktor am Center for Finance der Universität Regensburg, erwartet, dass die Städte und Kommunen unterschiedlich darauf reagieren: „Einige Städte werden zunächst Containerdörfer bauen. Klüger ist es jedoch, solche Provisorien zu vermeiden und direkt in den Wohnungsneubau zu investieren.“
Durchdachte Stadtplanung
Generell rät er, dass die Städte nicht zu schnell neue Baugebiete ausweisen sollten: „Es besteht die Gefahr, dass eine vernünftige Stadtentwicklung durch die unkontrollierte Ausweisung von Neubaugebieten in Monokultur vernachlässigt wird. Aber nur eine durchdachte Stadtplanung mit der Vermischung von Wohnen und Arbeiten wird nachhaltig sein.“
Von Januar bis September 2015 wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland der Bau von 222.800 Wohneinheiten genehmigt. Der GdW Bundesverband mahnt, dass bis 2020 jährlich rund 400.000 Wohnungen entstehen müssten, um den Bedarf zu decken. Auch die 2015 eingeführte Mietpreisbremse wird Auswirkungen auf den Markt haben. Sie regelt, dass in angespannten Märkten das Mietniveau bei Wiedervermietung einer Bestandswohnung höchstens um zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf. Die Stadt Berlin etwa hat dies für das gesamte Stadtgebiet eingeführt.
Mietdeckel bremst Wohnungsbau
„Die Mietpreisbremse wird zu einer weiteren Verknappung von Wohnraum führen. Da sie die Einnahmen der Vermieter begrenzt, wird das Angebot an Mietwohnungen abnehmen und im Gegenzug werden mehr Eigentumswohnungen entstehen“, ist Sebastian überzeugt.
Eines ist sicher: Der Bedarf an Wohnraum in den Ballungsräumen wird hoch bleiben – daher sind auch in 2016 weitere Preissteigerungen zu erwarten. Dies bietet Anlegern einerseits gute Wertsteigerungsperspektiven, andererseits erschwert das vielfach hohe Niveau ein Investment, da es die Mietrenditen sinken lässt. Daher sollten Anleger Lage, Mietrendite und Wertsteigerungschance eines Objekts genau prüfen.
[article_line]
Wesentlich für die hohe Immobiliennachfrage sind auch die niedrigen Baufinanzierungszinsen. Nachdem der durchschnittliche Zins für zehnjährige Darlehen nach Angaben der FMH-Finanzberatung, die den Markt analysiert, bereits in 2014 von anfänglich rund 2,7 Prozent auf 1,68 Prozent zum Jahresende sank, setzte sich der Abwärtstrend bis zum Frühjahr 2015 fort. Im April erreichte der FMH-Index für diese Darlehen den bisher niedrigsten Wert von 1,23 Prozent.
Seite drei: Auf und Ab der Zinsen