Vor dem Hintergrund der expansiven Geldpolitik der EZB und einer gedämpften Wirtschaftsentwicklung in der Euro-Zone setzen die Baufinanzierungszinsen in Deutschland ihre schwankende Seitwärtsbewegung fort und bewegen sich weiterhin auf historisch niedrigem Niveau. Gastkommentar von Stephan Gawarecki, Dr. Klein
Auf ihrer jüngsten Sitzung am 8. September hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren bisherigen geldpolitischen Kurs fortgesetzt: Der Leitzins wurde im Euro-Raum bei 0,0 Prozent belassen, der Einlagezins für Banken, die ihr Geld bei der EZB parken, liegt weiterhin bei minus 0,4 Prozent und das monatliche Anleihekaufprogramm wurde nicht über März 2017 verlängert.
Die expansive Geldpolitik führt zu günstigen Voraussetzungen bei den Baufinanzierungszinsen. Der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen lag Anfang September bei 0,73 Prozent – dem niedrigsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 2006.
Keine Verlängerung des Ankaufprogramms
Vor der EZB-Sitzung gingen viele Marktakteure von einer weiteren Lockerung der Geldpolitik im Euro-Raum aus. Sie erwarteten eine Verlängerung des Kaufprogramms von Anleihen über das bisherige Enddatum von März 2017 hinaus oder eine Änderung der Regeln für die Anleihekäufe der Notenbank.
Trotz der geringen Inflation in der Euro-Zone verschärfte die EZB auf ihrer September-Sitzung jedoch nicht ihren Kurs. EZB-Chef Mario Draghi zeigte sich von den bisherigen Maßnahmen und der Wirksamkeit der Geldpolitik überzeugt. Er hielt fest, dass die Leitzinsen über den Zeitraum der Anleihekäufe niedrig bleiben dürften. Falls erforderlich, werde die Notenbank allerdings handeln, indem sie alle innerhalb ihres Mandats verfügbaren Instrumente einsetzen werde.
Verhaltenes Wirtschaftswachstum
Draghi mahnte in allen europäischen Ländern Strukturreformen an, um die Wirtschaft in Gang zu bringen. Diese würde derzeit unter anderem infolge der immer noch herrschenden Unsicherheit nach dem Brexit-Votum Großbritanniens gebremst.
Die Ökonomen der Notenbank haben nach dem Austritts-Votum die Prognose von Wachstum und Inflation im Euro-Raum leicht nach unten korrigiert. Für 2017 und 2018 wird jeweils ein Wachstum des BIP von 1,6 Prozent erwartet. Im Juni ging man noch von jeweils 1,7 Prozent aus.
Die Inflation nahm im August wie im Juli um 0,2 Prozent zu. Für die beiden Folgejahre wird eine Inflation von über einem Prozent erwartet. Die Distanz zur Preisstabilitätsgrenze der EZB von knapp unter zwei Prozent ist nach wie vor groß.
USA: Zinserhöhung nur eine Frage der Zeit?
Für die USA erwarten Marktteilnehmer eine Zinserhöhung durch die Notenbank Federal Reserve (Fed). Fed-Chefin Janet Yellen sprach in ihrer Rede auf dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole Ende August davon, dass die Argumente für Zinserhöhungen in den vergangenen Monaten stärker geworden seien.
Eine Straffung des geldpolitischen Kurses hänge jedoch von der Wirtschaftsentwicklung ab. Da die Notenbank auf Störungen der wirtschaftlichen Entwicklung reagieren müsse, seien Prognosen schwierig.
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