Nach dem Brexit-Votum sind die Zinsen für Immobilienkredite auf ein neues Rekordtief gefallen. Anfang Juli sinkt der Satz für zehnjährige Darlehen deutlich unter 1,3 Prozent – so günstig wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Das zeigt eine Auswertung der Interhyp AG.
„Der Brexit-Schock hat nicht nur das Pfund auf Talfahrt geschickt, sondern ebenfalls die ohnehin niedrigen Zinsen bei Immobilienkrediten nochmals etwas sinken lassen“, sagt Michiel Goris, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG. Laut Interhyp-Bauzins-Trendbarometer ist langfristig jedoch trotz der Unsicherheiten an den Märkten ein leichter Zinsanstieg wahrscheinlich.
Folge der EZB-Politik
Die derart günstigen Darlehen seien eine Folge der seit Jahren anhaltenden expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zur Konjunktur- und Inflationsbelebung. „Auch die Flucht der Investoren in langfristige deutsche Staatsanleihen, die ein wichtiger Indikator für das Baugeld sind, prägt das aktuelle Zinsumfeld“, so Goris.
„Angesichts der Unsicherheiten an den Märkten nach dem Brexit-Votum und durch die schwelende Bankenkrise in Italien ist Sicherheit gefragt: Zehnjährige Bundesanleihen sind zuletzt ins Minus gerutscht – ebenfalls auf ein neues Rekordtief“, erklärt Goris.
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Immobilieninteressenten, die trotz des anhaltenden Immobilienbooms in Deutschland ein geeignetes Objekt gefunden haben, sollten die Gunst der Stunde nutzen, rät Interhyp. Das günstige Zinsniveau erlaube die Aufnahme von Immobiliendarlehen zu monatlichen Kreditraten, die mancherorts auf Mietniveau liegen.
Risiko Anschlussfinanzierung vermeiden
Goris empfiehlt weiterhin hohe Anfangstilgungen von möglichst drei und mehr Prozent, um die Kreditkosten und die Darlehenslaufzeit zu minimieren. Die Taktik einer hohen Tilgung könne zudem das Risiko einer zu teuren Anschlussfinanzierung nach Ablauf der Zinsbindung minimieren. Gänzlich umgehen lasse sich dieses Risiko durch so genannte Volltilgerkredite.
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Die Gefahr höherer Zinsen ist laut aktuellem Interhyp-Bauzins-Trendbarometer durchaus gegeben. Mittelfristig sei demnach zwar eine Seitwärtsbewegung bei den Zinsen am wahrscheinlichsten, wobei Konditionsausschläge möglich sind. Langfristig könnten sich Fundamentaldaten und die Auswirkungen der amerikanischen Notenbankpolitik jedoch in einem Zinsanstieg widerspiegeln. (kl)
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