Der weitgehend unerwartete Brexit hat weltweit für politische und wirtschaftliche Unsicherheit gesorgt. Diese beeinflusst auch die europäischen Immobilienmärkte. Gastbeitrag von Cécile Blanchard, La Française.
Die Europäische Union wird etwa dreizehn Prozent ihrer Bevölkerung, 18 Prozent ihres BIP und einen Freihandels-Champion verlieren. Die unsichere Lage wird spürbar negative Auswirkungen auf das BIP-Wachstum des Vereinigten Königreichs und auf seine primären Handelspartner haben. Jedoch sollte die erleichterte Geld- und Haushaltspolitik im UK die Nachfrage aufrechterhalten.
Brexit löst Zinstief aus
Die wichtigste Folge des Brexit ist der Absturz der Zinsen von Zehn-Jahres-Staatsanleihen rund um den Globus: 30 Basispunkte in der Eurozone, 40 Basispunkte in den USA und 60 Basispunkte im Vereinigten Königreich selbst. Sogar Japan und die Schweiz verzeichnen einen weiteren Fall bei bereits negativen Zinsen.
Die breitere Streuung von Anfangsrenditen für Spitzenbüroobjekte und die darauf folgende Abwertung des Sterlings sollte den britischen Immobilien-Investmentmarkt unterstützen. Der Immobilienmarkt in Kontinentaleuropa profitiert sowohl von einer höheren Risikoprämie als auch von möglichen Verschiebungen der Nachfrage von London hin zu den wichtigsten Metropolen in der EU.
Der Brexit ist nicht zwangsläufig ein isoliertes Ereignis. In der EU wird es weitere wichtige politische Ereignisse im kommenden Jahr geben: das im November anstehende italienische Verfassungsreferendum, 2017 dann die französische Präsidentschaftswahl und die Bundestagswahl in Deutschland. Die grundlegenden historischen Entwicklungen prägen nach wie vor die politische Landschaft und können zu einem ähnlichen Ergebnis in anderen Teilen Europas führen.
Sprung ins Ungewisse
Das größte Problem in der aktuellen Situation ist die Unsicherheit, wie die britische Zukunft außerhalb der Europäischen Union aussehen wird. Der Brexit ist ein Sprung ins Ungewisse.
Nach dem Brexit wird die EU sicherlich weiterhin der weltweit größte Markt und der wichtigste Handelspartner des Vereinigten Königreichs bleiben. Ob das UK das sogenannte norwegische oder das Schweizer Modell übernimmt oder alleine seinen Weg als Mitglied der WTO geht, bleibt abzuwarten.
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Die Entscheidung wird jedoch weder die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Großbritannien und Europa beenden, noch die Notwendigkeit, einen Weg zu finden, um auf dem wettbewerbsintensiven globalen Markt zu agieren.
Politische Veränderungen
Die politische Landschaft verändert sich schnell, insbesondere mit dem Rücktritt der meisten führenden Brexit-Befürworter und der Wahl von Theresa May zu David Camerons Nachfolgerin als Parteivorsitzende der konservativen Partei und Premierministerin.
Seite zwei: Prognose für das UK