Die Bausparkasse Schwäbisch Hall kämpft mit den Niedrigzinsen: Zwar konnte das Unternehmen 2015 das Neugeschäft steigern, jedoch mussten auch ältere Verträge zu höheren Zinsen bedient werden.
Die niedrigen Zinsen sind Segen und Fluch zugleich für die Bausparkassen. Dem Branchenprimus Schwäbisch Hall bescherte das Zinsniveau im vergangenen Jahr zwar einen Schub im Neugeschäft. Gleichzeitig ging der Vorsteuergewinn 2015 aber gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent auf 341 Millionen Euro zurück, wie das Institut gestern in Stuttgart mitteilte. Auch 2016 sei mit einem Gewinnrückgang zu rechnen, sagte Vorstandschef Reinhard Klein.
Alte Verträge kosten Schwäbisch Hall viel Geld
Das niedrige Zinsniveau macht dem Institut zu schaffen, da ältere Verträge zu höheren Zinsen nach wie vor bedient werden müssen. Etwa 1,5 Prozent der insgesamt 8,5 Millionen Bausparverträge müssten mit Zinsen von mehr als drei Prozent bedient werden, sagte Klein.
„Die machen einen zweistelligen Millionenbetrag in der Gewinn- und Verlustrechnung aus.“ Schwäbisch Hall will deshalb bis Ende des Jahres 50 bis 80 Millionen Euro einsparen und 200 bis 250 der weltweit 7.300 Stellen streichen.
Wegen der niedrigen Zinsen hatte Schwäbisch Hall wie andere Bausparkassen auch hochverzinste Altverträge gekündigt, deren Darlehen auch nach zehn Jahren nicht abgerufen wurden. „Der eigentliche Zweck des Bausparens wird daher nicht verfolgt“, begründete Klein den Schritt. Die Rede ist von etwa 50.000 Verträgen. Es seien weniger als ein Prozent der Verträge, sagte Klein.
Wie viele Klagen gegen die Kündigungen laufen, ließ der Schwäbisch-Hall-Chef offen. Rückstellungen für laufende Prozesse seien bislang aber nicht gebildet worden. Bundesweit gingen nach Angaben des Verbandes der Privaten Bausparkassen bislang fast 1.000 Bausparer wegen gekündigter Altverträge vor Gericht.
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Dennoch ist das Interesse am Bausparen ungebrochen. Das Neugeschäft legte 2015 gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent auf 35 Milliarden Euro zu. 31,6 Milliarden Euro seien auch eingelöst worden – das heißt, Sparbeiträge sind eingezahlt worden. Die Sparer wollten sich das aktuell niedrige Zinsniveau für Darlehen in fünf bis 15 Jahren sichern, erklärte Klein das Interesse. Das Rekordniveau aus dem Jahr 2013 mit 36 Milliarden Euro konnte Schwäbisch Hall damit zwar nicht erreichen. In diesem Jahr soll das Neugeschäft aber wieder über 30 Milliarden Euro liegen.
Quelle: dpa-AFX
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