Für Anbieter von Anlageprodukten im Immobilienmarkt stehen oft eine hohe Rendite und niedrige Verwaltungskosten im Vordergrund. Wer sich allerdings nur darauf konzentriert, wirtschaftet am Bedarf einer großen Zielgruppe vorbei. Gastbeitrag von Thomas Meyer, Wertgrund Immobilien AG
Eine hohe Rendite und niedrige Verwaltungskosten: Wenn es um die Konzeption von Anlageprodukten auf dem Immobilienmarkt geht, stehen diese beiden Aspekte meist im Vordergrund – zu Recht. Wer sich als Anbieter allerdings nur darauf konzentriert, wirtschaftet am Bedarf einer großen Zielgruppe vorbei.
Stiftungen achten auf das Gesamtpaket
Stiftungen legen beim Investment nicht nur auf wirtschaftliche Aspekte Wert. Für sie muss das Gesamtpaket stimmen. So zeigt eine aktuelle Studie von Maecenata und Wertgrund zum Investmentverhalten von deutschen Stiftungen: 60 Prozent haben Immobilien in ihrem Portfolio.
Bei rund 25 Prozent der Stiftungen macht das Immobilienvermögen aber lediglich ein Viertel des Gesamtvermögens oder weniger aus. Das ist zwar per se ein beachtlicher Anteil. Angesichts der wenigen lohnenswerten Alternativen auf dem Kapitalmarkt überrascht es aber, dass Stiftungen nicht noch mehr auf die relativ renditestarken und sicheren Immobilien setzen.
Reputation an erster Stelle
Der Grund für die Zurückhaltung: Für Stiftungen sind Rendite und Sicherheit zwar wichtig, aber nicht die einzigen Entscheidungskriterien.
Beim Investment geht es bei ihnen nicht nur ums Geld. Ihr Ruf steht auf dem Spiel. Der Studie zufolge ist es 74 Prozent der deutschen Stiftungen wichtig oder sehr wichtig, bei Investitionen kein Reputationsrisiko einzugehen. Für ihre Arbeit sind sie schließlich auf Spendengelder und Zustiftungen angewiesen.
Etwas mehr als ein Drittel der Stiftungen wollen mit Investments nicht nur ihren guten Ruf erhalten, sondern verfolgen aktiv gemeinnützige oder philantropische Ziele: 38 Prozent legen Wert auf sogenanntes Mission Investing. Das sind Investitionen, die Gewinn erwirtschaften und gleichzeitig einem sozialen oder umweltrelevanten Zweck dienen.
Diesen Zweck erfüllen Immobilien – auch das zeigt die Studie – für viele Stiftungen nur bedingt. So sind nur 27 Prozent der Meinung, dass sich mit Immobilien ein Mission Investment realisieren lässt.
Zugeständnisse bei der Rendite
Zwar legen die meisten Stiftungen auf eine attraktive Rendite Wert: 95 Prozent halten eine stabile Rendite für wichtig oder sehr wichtig. Viele sind dennoch bereit, Renditeabschläge zu akzeptieren, wenn ein Immobilieninvestment gemeinwohlorientiert ist. 73 Prozent machen Zugeständnisse, 23 Prozent würden auf bis zu zwei Prozentpunkte verzichten und elf Prozent auf mehr als zwei.
Neben einem guten Zweck beziehungsweise dem Schutz ihres Rufes hat die Studie niedrige Verwaltungskosten und Entscheidungsfreiheit als wichtige Kriterien identifiziert, wenn es um Anlageentscheidungen von Stiftungen geht.
Da überrascht es nicht, dass Stiftungen sich schwer damit tun, geeignete Investmentobjekte zu finden. Mehr als acht von zehn Stifungen halten es für schwierig, passende Immobilien aufzuspüren.
Hinzu kommt die Angst vor Überforderung. Mehr als 30 Prozent bejahen deutlich, dass Immobilien ein aufwendiges Management erfordern, knapp die Hälfte stimmt eher zu. Nur 16 Prozent sind der Meinung, dass sich eine Immobilie sehr gut durch eine Stiftung verwalten lässt.
Anreiz für Anbieter von Anlageimmobilien
Fazit: Stiftungen stellen besonders hohe Anforderungen an ein Immobilieninvestment und sind deutlich wählerischer als die meisten anderen Investoren. Für Anbieter von Anlageprodukten im Immobilienmarkt kann das aber ein Anreiz sein, auch einmal über den Tellerrand zu blicken – und sich bei Konzeption und Angebot nicht nur auf rein wirtschaftliche Aspekte zu konzentrieren.
Umweltaspekte oder auch soziale und demografische Faktoren etwa bei der Mieterauswahl zu berücksichtigen, kann sich nicht nur für den Anbieter auszahlen – letztlich profitiert dabei unsere gesamte Gesellschaft.
Autor Thomas Meyer ist Vorstand der Wertgrund Immobilien AG.
Foto: Wertgrund