Die Postbank hat die Bevölkerungsentwicklung der 36 bundes- und landesweit größten Städten untersucht. Die Ergebnisse wurden im „Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt“ veröffentlicht.
Die Bevölkerungsentwicklungeiner Stadt und die Preise für Immobilien hängen engen zusammen, wie die Studie der Postbank zeigt. So lasse ein Bevölkerungsanstieg um ein Prozent die Preise für Eigentumswohnungen im Schnitt um 3,5 Prozent steigen, bei Einfamilienhäusern um 1,9 Prozent. Bis 2030 würden allerdings nur noch zwei von fünf Städten wachsen, ohne den Zuzug von Flüchtlingen wäre es nur ein Drittel der Städte.
Zuwanderung mildert demographische Entwicklung
Vor allem der Osten könne durch den Zuzug von Flüchtlingen profitieren, während Engpässe auf dem Immobilienmarkt in prosperierenden Städten noch verstärkt würden. Die Studie lege zugrunde, dass bis 2030 insgesamt eine Million Menschen zuwandern, das entspricht der Zahl der Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen. Die gegenwärtige Verteilung auf die Bundesländer nach dem Königsteiner Schlüssel bleibt bestehen. Innerhalb der Länder werde eine Aufteilung nach Bevölkerungsanteilen angenommen.
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Berlin könne um 4,7 Prozent bis 2030 wachsen und stehe damit an der Spitze, gefolgt von Potsdam (plus 4,5 Prozent) und Hamburg (plus 4,4 Prozent). Bremen, Leipzig und Köln entgingen aufgrund der Flüchtlingsintegration knapp einer negativen Bevölkerungsentwicklung. Die Preise für Eigentumswohnungen in Berlin werden laut Studie um 14,5 Prozent zulegen, sechs Prozent stärker als ohne den Zuzug zu erwarten gewesen wäre. In Hamburg sei mit Preissteigerungen von 13,9 Prozent zu rechnen.
Steigender Wohnflächenbedarf
„Der Flüchtlingszuzug hat keinen unmittelbaren Einfluss auf den Kaufpreis von Immobilien, aber er ruft sogenannte Kaskadeneffekte hervor“, so Dieter Pfeiffenberger Bereichsvorstand Immobilienfinanzierung bei der Postbank. So führe der höhere Bedarf an preisgünstigem Wohnraum zu Engpässen im Bereich der geförderten Wohnungen. Das wiederum ziehe Ausweicheffekte nach sich: Die Nachfrage nach teureren Mietwohnungen steige, das Mietniveau ziehe an und mit ihm auch die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Häusern.
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Immobilienpreise der schrumpfenden Städte würden zusätzlich durch den steigenden Wohnflächenbedarf gestützt. In allen 36 untersuchten Städten seien die Immobiliengrößen pro Haushalten in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Bis 2030 werde die Wohnflächennachfrage in drei Viertel der Städte weiter steigen. Grund dafür sei die steigende Anzahl von Single-Haushalten und der Wunsch nach mehr Wohnraum.
Wohneigentum bleibt lohnendes Investment
Laut Einschätzung der Studie halten Preissteigerungen in Wachstumsstädten an, wenn auch mit abnehmenden Wachstumsraten. „Wohneigentum in Wachstumsstädten und ihrem Umland ist daher nach wie vor ein lohnendes Investment“, so Pfeiffenberger. Auch in Städten, deren Bevölkerung zurückgeht, müsse nicht auf Wohneigentum verzichtet werden. Gut geschnittenen und ausgestatteten Immobilien in attraktiven Lagen drohe auch hier kein Wertverlust. In diesen Städten könnte es demnächst sogar attraktive Schnäppchen geben. (kl)
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