Der Boom im deutschen Wohnungsbau hält angesichts der starken Nachfrage an. Im vergangenen Jahr wurden 277.700 Wohnungen fertig gestellt, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Allerdings liegt dies Zahl noch deutlich unter dem Bedarf.
Insgesamt wurden in 2016 mit 277.700 Wohnungen 12,1 Prozent mehr Einheiten fertiggestellt als im Vorjahr. Eine höhere Zahl hatte es zuletzt 2004 mit 278.000 errichteten Wohnungen gegeben. „Die im Jahr 2011 begonnene positive Entwicklung setzte sich fort“, so das Statistische Bundesamt.
Die Baubranche profitiert schon seit längerem von den niedrigen Zinsen, die Kredite für Wohnungen und Häuser günstig machen und Investoren aus Mangel an Anlagealternativen in Immobilien treiben. Das ließ Kaufpreise und Mieten vielerorts zuletzt immer höher steigen. Hinzu kommt die Zuwanderung nach Deutschland, die gerade in den Ballungszentren für einen zusätzlichen Bedarf an Wohnungen sorgt.
Deutlicher Zuwachs bei Wohnheimen und Geschosswohnungen
Der Anstieg der Fertigstellungen war so am höchsten bei Wohnheimen (plus 59,3 Prozent), zu denen Flüchtlingsunterkünfte zählen. Stark wuchs auch die Zahl der fertigen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (plus 9,6 Prozent.) Bei Einfamilienhäusern (plus 3,7 Prozent) und Zweifamilienhäusern (plus 2,5 Prozent) waren die Zuwächse geringer.
Trotz Bauboom bleibt die Zahl der errichten Wohnungen mit knapp 278.000 hinter der Nachfrage zurück. Laut Bundesbauministerium, der Bauwirtschaft und des Mieterbunds müssten pro Jahr 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen entstehen.
Ein Grund für das Hinterherhinken ist, dass Wohnungen seit Jahren schneller genehmigt als errichtet wurden. So war das Plus bei den Erlaubnissen 2016 mit knapp 20 Prozent auf über 374.000 Wohnungen erneut größer als jenes der Fertigstellungen.
Viele Wohnungen sind genehmigt, aber noch nicht fertiggestellt
Das führte laut Statistischem Bundesamt zu einem Überhang von gut 605.000 genehmigten, aber nicht fertig gestellten Wohnungen. Ursache sei der Mangel an Bauland, hohe Auflagen beim Bau und bürokratische Hemmnisse, kritisierte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen.
Vom Neubaubedarf bleibe man auch künftig „meilenweit entfernt“. Zuversichtlicher zeigte sich Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD). „Wir sind beim Wohnungsbau auf dem richtigen Weg, müssen aber noch weitergehen.“ (dpa-AFX)
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