Die Immobilienpreise in Deutschland sind nach den Ergebnissen des Empirica Immobilienindex im dritten Quartal 2017 weiter gestiegen. Das Researchinstitut macht Vorschläge, wie der Knappheit und dem Mietanstieg begegnet werden kann.
Der Index für Ein- und Zweifamilienhäuser aller Baujahre habe mit einem Zuwachs von 2,2 Prozent gegenüber dem letzten Quartal am stärksten zugelegt. Der Index für Eigentumswohnungen habe sich um 1,9 Prozent erhöht.
Vor allem die Preise für neugebaute Eigentumswohnungen seien weiter kräftig gestiegen. In den kreisfreien Städten liegen sie laut Empirica derzeit um 2,0 Prozent über dem Niveau des vergangenen Quartals. In den Landkreisen sei der Anstieg mit 1,7 Prozent etwas geringer.
Im Zwölf-Monatsvergleich seien die Preise deutschlandweit um 7,7 Prozent gewachsen – um 8,8 Prozent in den kreisfreien Städten und um 7,0 Prozent in den Landkreisen.
Neubaumieten seit 2004 um 27,5 Prozent gestiegen
Auch die Mieten legten weiter zu. Der Index inserierter Mieten für Neubauwohnungen kletterte nach Angaben von Empirica gegenüber dem letzten Quartal in kreisfreien Städten um 0,4 Prozent, in Landkreisen falle der Zuwachs mit 0,8 Prozent etwas höher aus.
Im Vergleich mit dem dritten Quartal 2016 liege der deutschlandweite Anstieg innerhalb von zwölf Monaten bei 3,2 Prozent. Seit Beginn der Zeitreihe im ersten Quartal 2004 haben die Neubaumieten deutschlandweit um 27,5 Prozent zugelegt. Dabei liege der Anstieg in den kreisfreien Städten bei 35,7 Prozent und in den Landkreisen bei 23,0 Prozent.
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Darmstadt ist diesmal laut Empirica nicht unter den zehn teuersten Mietstädten vertreten, dafür rutsche Wiesbaden wieder in das Top Ten-Ranking. Die Rangfolge der übrigen Städte bleibe unverändert. In den teuersten sechs Städten sowie in Hamburg seien die Mieten zuletzt nicht weiter angestiegen, wohl aber in Berlin, Wiesbaden und Heidelberg.
Politik verkennt Dominoeffekt
„Seit gut acht Jahren steigen die Mieten, aber viele haben noch immer nicht verstanden: Knappheiten kann man nicht wegdefinieren, sondern nur weginvestieren. Zusätzliche bezahlbare Wohnungen entstehen nur, wenn diese auch rentabel abgesetzt werden können. Diese Marktlogik widerspricht der politischen Beruhigungslogik“, kommentiert Empirica-Vorstand Dr. Reiner Braun.
Wer argumentiere, dass Neubauwohnungen ohnehin nur von zahlungskräftigeren Mietern nachgefragt würden, übersehe, „dass steigende Neubaumieten auch die Mieten im Bestand mitziehen, denn Wohnungssuchende konzentrieren sich dann automatisch auf preiswertere Bestandswohnungen“, so Braun.
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Mietpreisbremse führt zu weiteren Mietsteigerungen
Jegliche Deckelung der Mieten führe zu höherem Flächenkonsum, der die Knappheit am Gesamtmarkt steigere. Im Ergebnis entstehen laut Braun zusätzliche Mietsteigerungen in anderen Segmenten oder im Umland.
Natürlich müsse Geringverdienern schnell geholfen werden, so Braun, etwa durch ein urbanes Zusatzwohngeld für große Familien oder Prämien für Mieter, die große Wohnungen freimachen. „Dauerhaft gibt es auf die weiter steigende Nachfrage aber nur die eine soziale Antwort: bauen, bauen, bauen!“, unterstreicht der Empirica-Vorstand.
Schlüsselvoraussetzung dafür seien sinkende Baulandpreise und reduzierte Belastungen des Neubaus durch weniger Auflagen, niedrigere Grunderwerbsteuern und Aufklärung der Bürger. (bk)
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