Klimaschutz ist für Hausbesitzer häufig teuer, denn kostengünstige Maßnahmen werden nicht ausreichend gefördert. Das bemängelt die „Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand“. In einem Forschungsprojekt untersucht sie die Einsparpotenziale verschiedener Technologien.
Das politische Ziel ist den Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß für Heizung und Warmwasser zu senken – und zwar unabhängig von der Witterung. Doch dieses Ziel ist vor allem kostenintensiv, denn es wird seit vielen Jahren vor allem mit aufwendigen Baumaßnahmen verfolgt. Dazu gehören die Dämmung und der Einbau moderner Fenster.
Kostengünstigere, technische Maßnahmen an der Heizungsanlage oder den Heizkörpern und ihrer Steuerung kommen deutlich seltener zum Einsatz – auch weil die aktuelle Rechtslage sie nicht gleichberechtigt behandelt. Das bemängelt die „Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand“, ein Bündnis aus 12 Unternehmen, Verbänden und Forschungsunternehmen.
Immobilienbesitzer müssen mehr Wahlmöglichkeiten haben
Weil Vermieter die Kosten für sich und ihre Mieter in Grenzen halten wollen würden, seien viele Häuser noch nicht so energieeffizient, wie es für die Energiewende eigentlich notwendig wäre. Immobilienbesitzer und Bauherren müssen, so das Bündnis müssten zukünftig aus einem deutlich umfassenderen Maßnahmenkatalog wählen können, als es der aktuelle rechtliche Rahmen fördert.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht die Allianz verschiedene, vor allem kostengünstige Technologien in Mehrfamilienhäusern, unter anderem in Frankfurt am Main, Dortmund, Köln, Mönchengladbach, Bielefeld und Kiel.
Die untersuchten Technologien
Das Forschungsprojekt umfasse deutschlandweit über 500 Mehrfamilienhäuser, in denen verschiedene Technologien auf ihre Einspareffekte hin untersucht werden. Dazu gehört der hydraulische Abgleich. Dabei wird der Druck in den Rohrleitungen, die das warme Wasser zu den Heizkörpern bringen, so eingestellt, dass alle Räume optimal erwärmt werden, die Heizungsanlage aber gleichzeitig möglichst wenig Wärme erzeugen muss.
Ebenso programmierbare oder per App fernsteuerbare Heizkörperthermostate, mit denen die Bewohner ohne Mehraufwand die Heizkörper so einstellen können, dass sie dann heizen, wenn die Wohnung auch wirklich warm sein muss.
Zudem Einrichtungen, die eine tägliche Kontrolle ihres aktuellen Wärmeverbrauchs ermöglichen, zum Beispiel über Displays in der Wohnung oder über eine App. Und Assistenzsysteme, die den Bewohnern den richtigen Zeitpunkt zum Lüften nennen und auch signalisieren, wann die Fenster wieder geschlossen werden müssen.
Mehr Energieeffizienz ist möglich
„Die Ergebnisse sollen zeigen, welche Maßnahmen gemessen an der getätigten Investition besonders hohe Einspareffekte bringen“, so Professor Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus von der Professur für Energiefragen der Immobilienwirtschaft an der EBZ Business School – University of Applied Sciences. Ebenso seien eine Datenanalyse bereits durchgeführter Sanierungsmaßnahmen und eine Studie zu Möglichkeiten der Effizienzsteigerung von Heizkesseln Teil des Forschungsunternehmens.
„Noch mehr Energieeffizienz bei Wohngebäuden ohne Überbelastung von Vermietern und Mietern geht nur, wenn Bauherren und Immobilieneigentümer auf einen kosteneffizienten, technologieoffenen Maßnahmenmix zurückgreifen können. Daher müssen von der Politik die Maßnahmen adressiert werden, die den besten Kosten-Nutzen-Effekt bringen“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, eines der Allianz-Gründungsmitglieder.
Die Verbesserung der baulichen Hülle, der Austausch des Wärmeerzeugers und die Verbesserung des Wärmeverteilsystems und des Nutzerverhaltens müssten darum gleichberechtigt sein.
Ziele und Mitglieder der Allianz
Frank Hyldmar, Geschäftsführer des Allianzmitglieds Techem, ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass man mit Maßnahmen, wie wir sie untersuchen, für weniger als zehn Euro pro Quadratmeter Wohnfläche viel Energie einsparen und damit bis zu 15 Prozent CO2 zusätzlich vermeiden kann. Außerdem bedeuten sie in vielen Fällen einen Komfortgewinn für die Bewohner.“
Die „Allianz für einen klimaneutralen Wohngebäudebestand“ hat nach eigenen Angaben das Ziel, den Wärmeverbrauch in Wohnimmobilien zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zu verringern und damit einen klimaneutralen Wohngebäudebestand bis 2050 zu unterstützen.
Mitglieder der Allianz sind: der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die Firmen Vonovia, LEG, Dogewo21, Spar- und Bauverein eG Dortmund, Danfoss, Techem, Bosch Thermotechnik, Ista und Viessmann sowie die EBZ Business School – University of Applied Sciences mit der Professur für Energiefragen der Immobilienwirtschaft und die Professur für Gebäudeenergietechnik und Wärmeversorgung der Technischen Universität Dresden. (kl)
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