Zwar erleichtern die Niedrigzinsen den Eigenheimkauf, jedoch bergen sie auch Gefahren. Durch die geringen Zinsen werden die monatlichen Raten insgesamt niedriger, wodurch die Tilgung in geringerem Maße ansteigt. Viele Produktgeber verlangen daher höhere Tilgungsraten.
„Die durchschnittlichen Tilgungssätze sind deutlich in die Höhe gegangenen. Dies ist in der aktuellen Niedrigzinsphase eine gesunde Entwicklung“, sagt Jörg Haffner, Geschäftsführer bei Qualitypool.
Auch Thomas Hein, Leiter Partnervertrieb bei ING-Diba, sieht dies als wesentlich an. „Immobilienkäufer sollten eine ausreichende Tilgung wählen, um eine vernünftige Darlehenslaufzeit zu erreichen. Wir verlangen keine Mindesttilgung, empfehlen aber, in der Beratung eine Tilgung von mindestens drei Prozent anzustreben“, berichtet er.
Allerdings sei dies kein unverrückbares Dogma. „Wir wollen unseren Vertriebspartnern und unseren Kunden natürlich die Flexibilität geben, am Ende selbst zu entscheiden, welche Tilgung gewünscht ist“, unterstreicht Hein.
Auf Sondertilgungen setzen
So gebe es etwa Kunden, die lieber die Tilgung niedriger wählen und dafür auf Sondertilgungen setzen, etwa bei hohen variablen Gehaltsanteilen.
Nach Beobachtung von Robert Annabrunner, Bereichsleiter Vertrieb Drittvertrieb bei der Postbank-Tochter DSL Bank, setzen viele Immobilienkäufer spätestens bei der Anschlussfinanzierung ihre Tilgung herauf. „Wir sehen sowohl im Prolongationsbereich als auch im Forward-Bereich die Motivation, mindestens bei der gleichen monatlichen Rate zu bleiben. Entsprechend wird der Spielraum genutzt, um die Tilgung zu erhöhen und die Kreditgesamtlaufzeit zu verkürzen.“
Die Möglichkeit zu Sondertilgungen gehört mittlerweile bei vielen Banken zum Standard des Angebots. In der Regel sind jährliche Sonderzahlungen in Höhe von fünf Prozent der Darlehenssumme möglich. Auf diese Weise können Immobilienkäufer zusätzliche Summen tilgen, sind aber nicht dazu verpflichtet.
Veränderung der Tilgungshöhe
Auch die Option einer Veränderung der Tilgungshöhe während der Kreditlaufzeit wird gut nachgefragt. „Der Wunsch nach Sondertilgung und Tilgungssatzwechsel ist mittlerweile nahezu ein Grundbedürfnis. Dem haben sich auch unsere Produktpartner angepasst. Fast alle bieten eine kostenfreie, optionale Sondertilgung von fünf Prozent sowie den gewünschten Tilgungssatzwechsel mindestens zweimal während der Zinsbindung an. Weitere Flexibilität, wie zum Beispiel zehn Prozent Sondertilgungsoption oder ein jährlicher Tilgungssatzwechsel, ist bei einigen ebenfalls gegen einen geringen Zinsaufschlag möglich“, erklärt Joachim Leuther, Vorstand der BS Baugeld Spezialisten AG.
Diese Option ist gerade für Familien wichtig. So könnte etwa ein Doppelverdienerpaar mit einer hohen Tilgung starten und bei einer Familiengründung die monatliche Belastung zurückfahren.
Auch im Falle von Arbeitslosigkeit oder Krankheit ist eine solche Entlastung wichtig. Umgekehrt könnten Immobilienkäufer auch mit einer geringen Tilgung anfangen und sie bei Gehaltssteigerungen anheben.
Seite zwei: Sondertilgung als Standardoption