Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia will sich in einem Milliarden-Deal den österreichischen Rivalen Buwog einverleiben. Beide Unternehmen hätten eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, teilte Vonovia am Montag in Bochum mit.
Insgesamt 5,2 Milliarden Euro ist dem Bochumer Dax-Konzern die Buwog wert, wie beide Unternehmen mitteilen. Vonovia-Chef Rolf Buch stellt auch dank des Deals den Bau von mehr neuen Wohnungen in Aussicht.
Die Buwog-Aktien starteten nach einer vorübergehenden Aussetzung des Handels mit einem kräftigen Kursprung ins Tagesgeschäft. Um die Mittagszeit lag ihr Kurs mit 17,44 Prozent im Plus bei 28,895 Euro. Die Vonovia-Aktie sackte zunächst ins Minus. Zur Mittagszeit lag sie mit 0,35 Prozent im Plus bei 41,646 Euro, war damit aber immer noch zweitschwächster Wert im Dax. Seit Jahresbeginn hat sie jedoch rund ein Drittel an Wert gewonnen.
18 Prozent Aufschlag auf den Aktienkurs
Je Buwog-Anteilsschein bietet Vonovia 29,05 Euro in bar. Dies entspricht einem Aufschlag von gut 18 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Die Offerte soll Anfang Februar veröffentlicht werden. Auch die Inhaber der Buwog-Wandelschuldverschreibungen werden bedacht. Die Bochumer wollen die Übernahme komplett mit Fremdkapital wie etwa Anleihen finanzieren. Eine Kapitalerhöhung sei nicht notwendig, sagte Vonovia-Chef Buch.
Vorstand und Aufsichtsrat der Buwog unterstützen das Übernahmeangebot. Der Vonovia würde es ausreichen, wenn ihr 50 Prozent plus eine Aktie angedient werden. Wenn die Kartellbehörden zustimmen, erwarten die Beteiligten den Vollzug der Übernahme für Mitte März 2018. Buch erwartet von den Aufsehern keine Einwände gegen den Deal.
Gemessen an der Zahl der Wohnungen ist Vonovia rund sieben Mal so groß wie die Buwog. Der Bochumer Dax-Konzern, der 2015 aus der Fusion der Deutschen Annington und Gagfah entstanden war, verwaltet rund 350.000 Wohnungen. Buwog kommt auf 49.000 Einheiten, davon gut die Hälfte in Deutschland, etwa in Berlin und Hamburg. In Österreich ist Buwog etwa in Wien, Graz, Klagenfurt, Salzburg und Villach vertreten.
Vonovia hat in diesem Jahr bereits den österreichischen Immobilienkonzern Conwert mit 24.500 Wohnungen übernommen.
„Vorteile für Mieter und Aktionäre“
Die Chefs von Vonovia und Buwog warben für den Zusammenschluss. Die Übernahme biete „deutliche Vorteile für Mieter und Aktionäre“, sagte Buch. Er erwartet, dass die gemeinsame Bewirtschaftung der Immobilien Kostenvorteile von rund 30 Millionen Euro pro Jahr bringt, die im Wesentlichen bis Ende 2019 erreicht werden könnten.
Bei Vonovia soll sich dies auch positiv auf das operative Ergebnis (Funds from Operations – FFO 1) auswirken. Die Mieter könnten von Kostenvorteilen bei der Modernisierung ihrer Wohnungen profitieren, sagte Buch. Buwog-Chef Daniel Riedl sieht das Wiener Unternehmen durch die Vonovia-Offerte angemessen bewertet.
Fusionierter Konzern will 4.000 Wohnungen pro Jahr errichten
Bei Vonovia soll der Zukauf auch einen Schub bei der Immobilienentwicklung auslösen. Statt 2.000 Wohneinheiten pro Jahr werde der Konzern künftig etwa 4.000 neue Wohnungen errichten, kündigte Buch mit Blick auf die Wohnungsknappheit in vielen Städten an. Laut Riedl sind für die kommenden Jahre 10.000 Einheiten geplant, die sich auf Berlin, Hamburg und Wien verteilen. Zwei Drittel sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden, ein Drittel will der Konzern vermieten.
Buwog-Manager sollen auch im fusionierten Unternehmen wichtige Positionen einnehmen. So soll Riedl im Vonovia-Vorstand für Österreich und Immobilienentwicklung verantwortlich sein. Der Chef des Buwog-Tagesgeschäfts, Herwig Teufelsdorfer, soll weiter den Betrieb in Österreich verantworten. Buwog-Aufsichtsratschef Vitus Eckert soll für den Vonovia-Aufsichtsrat kandidieren. Finanzchef Andreas Segal soll das Unternehmen hingegen im zweiten Halbjahr 2018 verlassen.
Name Buwog soll erhalten bleiben
Von Wien aus sollen künftig die gesamten Immobilien des Konzerns in Österreich verwaltet werden. Der Name Buwog soll dort erhalten bleiben – ein Name, dessen Bekanntheit „gerade wieder durch ein Gerichtsverfahren unterstützt wird“, wie Riedl anmerkte. Derzeit steht Österreichs Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser wegen Untreue- und Korruptionsvorwürfen in Zusammenhang mit der Buwog-Privatisierung von 2006 vor Gericht. Grasser selbst bestreitet die Vorwürfe. (dpa-AFX)
Foto: Shutterstock