Das Ziel des „Verbändebündnis Wohnperspektive Eigentum“, die Wohneigentumsquote bis 2020 auf 50 Prozent zu steigern, scheint unrealistisch. Einem aktuellen Pestel-Gutachten zufolge ist der Anteil der Wohneigentümer zwischen 2011 und 2015 gesunken.
In weiten Teilen Deutschlands ist in den letzten Jahren der Anteil derer, die in selbstgenutztem Wohneigentum leben, zurückgegangen. Das trifft insbesondere auf Regionen mit angespannten Wohnungsmärkten zu, so das Pestel-Gutachten: „Regionale Aspekte der Wohneigentumsbildung“, im Auftrag des „Verbändebündnis Wohnperspektive Eigentum“
Angespannte Märkte besonders betroffen
Zwischen 2011 und 2015 sei die Wohneigentumsquote in Regionen mit der höchsten wirtschaftlichen und demografischen Dynamik in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sowie in Großstädten wie Hamburg gesunken. In den kreisfreien Städten beziehungsweise Großstädten zeige sich aktuell eine Wohneigentumsquote von durchschnittlich nur 27 Prozent.
Darüber hinaus habe die Quote 2014 bei 30- bis unter 40-Jährigen –der Kernaltersgruppe der Wohneigentumsbildung– zehn Prozent unter dem Wert von 2002 gelegen.
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„Die Ergebnisse machen deutlich, dass das im November vom Verbändebündnis formulierte Ziel, bis 2020 die Wohneigentumsquote in Deutschland von derzeit 45 Prozent auf 50 Prozent zu heben, ohne konzentrierte politische Maßnahmen weit verfehlt wird“, sagt Pestel-Vorstand und Studienleiter Matthias Günther.
Späterer Erwerb des Wohneigentums
Das Gutachten zeige anhand einer Hochrechnung der Eigentumsquote auf der Basis der Wohnungsbaustruktur der vergangenen Jahre und einer Zuwanderung von 300.000 Personen pro Jahr allenfalls eine Stagnation der Eigentumsquote für das Jahr 2025.
Der Grund für die sinkende Wohneigentumsquote bei den 30- bis unter 40-Jährigen liegt der Studie zufolge in steigenden Ausbildungszeiten und dem zunehmend unsicheren Einstieg in die Erwerbstätigkeit. Dies verschiebe die Möglichkeit zum Erwerb von Wohneigentum auf ein höheres Lebensalter.
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Erhöhte Zahlen an Erbschaften und Schenkungen bei Haushalten unterhalb des 30. Lebensjahres hätten dies nicht kompensieren können wodurch langfristig auch die Eigentumsquote der höheren Altersgruppen sinke.
Potenziale noch nicht ausgeschöpft
Das Gutachten stelle ebenfalls dar, wo die größten Potenziale zur stärkeren Bildung von selbstgenutztem Wohneigentum bestehen. So könnten Haushalte mit niedrigen bis mittleren Einkommen am besten mit Festzinsdarlehen über Laufzeiten von 25 bis 30 Jahren erreicht werden. Diese könnten die höchste Sicherheit und Akzeptanz gewährleisten.
Ein weiterer Vorschlag sieht vor, bundesweite Förderungsmaßnahmen für Wohneigentum durch regionale Maßnahmen auf Ebene der Städte und Bundesländer zu flankieren. So könnten Städte und Gemeinden spezielle Grundstücksprogramme zur Wohneigentumsbildung auflegen.
Da ohne die Privatisierung bisheriger Mietwohnungen eine spürbare Steigerung der Wohneigentumsquote nicht erreichbar sei, sollten zudem auch Bestandskäufe von Selbstnutzern in die Förderung einbezogen werden.
Forderungen an die Politik
„Die größten Chancen zur Wohneigentumsbildung bieten die Regionen mit dem höchsten Zuzugsdruck, also die Städte und Ballungsräume. In diesen Regionen ist auch im Neubau die geringste Flächenintensität zu erwarten, da die Eigentumsbildung vorwiegend in Form von Eigentumswohnungen, Reihen- und Doppelhäusern erfolgt“, sagt Günther.
Aus Sicht des Verbändebündnisses sei eine neue Wohneigentumsförderung überfällig, es richtet daher acht Kernforderungen an die Politik:
Ausweitung der Wohneigentumsprogramme wie KfW, Höhere Würdigung der Bedeutung von Wohneigentum für die Altersvorsorge, bundesweite Absenkung der Grunderwerbssteuer, Korrektur der Vorschriften zur Kreditwürdigkeitsprüfung, bessere Anbindung der Speckgürtel, Bauland-Offensive, Förderung der Mieterprivatisierung und ein eigenständiges Städtebau-, Bau- und Wohnungsministerium. (kl)
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