Wohnungsmangel wie in München oder Berlin ist keineswegs ein flächendeckendes Problem, in zwei Dritteln der 402 deutschen Landkreise wurden von 2011 bis 2015 mehr Häuser und Wohnungen als nötig gebaut, wie eine Untersuchung des IW Köln ergeben hat.
Deutschland hat zu viel Wohnraum, aber nicht da, wo er benötigt wird. Weil Häuser am Bedarf vorbei gebaut werden, verfallen Ortskerne und die Landschaft wird zersiedelt. Gleichzeitig gibt es in urbanen Gebieten zu wenig Wohnungen. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) analysiert.
Die Gegenüberstellung des IW von Bautätigkeit, Bevölkerungsentwicklung und leerstehendem Wohnraum zeigt: In 265 der 402 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte wurden in den Jahren von 2011 bis 2015 zu viele Wohnungen und Häuser gebaut. Knapp ist Wohnraum demnach nur in jedem dritten bis vierten Kreis.
Mangel in urbanen Gebiten
Der Mangel zeichnet sich vor allem in großen Städten ab. In Berlin fehlen laut IW-Angaben 57.500 Wohnungen, in München 36.400. Aber auch in Ostdeutschland mangelt es vor allem in wachsenden Städten wie Leipzig und Dresden an Wohnraum.
Auch im Umland vieler Großstädte werde zu wenig gebaut. Der Landkreis München beispielsweise hätte laut IW von 2011 bis 2015 insgesamt gut 4.600 Wohnungen mehr gebraucht, als tatsächlich gebaut wurden. Ähnlich sehe es im Städtedreieck Frankfurt, Darmstadt und Mainz aus: Der Landkreis Offenbach ist mit 3.900 Wohnungen im Baurückstand, Groß-Gerau mit 3.300 und die Stadt Offenbach mit 2.800.
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Dafür würden vor allem im Norden zu viele Eigenheime in ländlichen Gebieten entstehen. Vor allem an Deutschlands nordwestlichen und nordöstlichen Rändern wurde laut IW von 2011 bis 2015 mehr gebaut, als gemäß Einwohnerentwicklung und Leerstand nötig gewesen wäre: Im Landkreis Greifswald, auf Rügen, in Nordfriesland und im Emsland lag der Überschuss jeweils bei gut 3.000 bis 5.000 Wohneinheiten, darunter überdurchschnittlich viele große Wohnungen und Einfamilienhäuser.
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